Plastic Pollution - wie wir die Meere mit Plastik vermüllen und wie nicht
Der Film „Albatross“: Das stille, quälend langsame Sterben durch Plastik
Einundfünfzig, zweiundfünfzig, dreiundfünfzig… Stück für Stück entnimmt Chris Jordan mit einer Pinzette einem toten Albatross Plastikteilchen aus dem Magen. Bei dieser Szene wurden mir die oft verdrängten Ausmaßen der Plastikverschmutzung in unseren Meeren erneut brutal vor Augen geführt. Seit 2009 kehrt der Filmemacher zu dem selben, von vielen Albatrossen bewohnten, Atoll im Nordpazifik zurück.
Mit seinem Film „Albatross“ dokumentiert Jordan das gehäufte Sterben der Vögel und deren Jungtiere, die aufgrund von Plastik gefüllter Mägen verhungern. Der Film von Jordan ist keine gewöhnliche Dokumentation, weder Fakten über Plastikverschmutzung noch Aufforderungen, Plastik zu meiden, kommen vor, sondern durch seine Art der Darstellung ist er viel mehr ein Kunstwerk für sich. Die Kombination aus den Aufnahmen der Albatrosse und Jordans ruhiger begleitender Stimme spricht für sich. Viele Szenen sind sehr schmerzhaft und dauern quälend lange, sodass mir das ein oder andere mal eine Träne über die Wange rollt. Den ganzen Film, begleitet von Gänsehaut auf meinen Armen und an meinem Rücken, war ich wie in Trance, völlig ruhig aber voller Traurigkeit und Angst. Hypnotisiert und sehr nachdenklich verließ ich das Kino, aber motiviert, meine Stimme und Reichweite nutzen zu wollen. Denn auch wenn Chris Jordan uns als verantwortliches Individuum nie direkt auffordert, ist der Appell trotzdem da, etwas ändern zu wollen.
Für Kinobetreiber besteht die Möglichkeit, den Film „Albatross“, welcher in einer Zusammenarbeit mit Parley gedreht wurde, umsonst zu zeigen. Am 4. Juni 2019 wurde der Film vom ABATON Kino im Schanzenviertel Hamburgs gehostet und ein Infostand mit Flyern, Magazinen und Büchern zum Thema Meeresverschmutzung bot die Gelegenheit, sich ausführlich zu informieren.
Noemi Merz für DEEPWAVE
Mehr zum Film „Albatross“, sowie den Trailer und wie ihr eine Filmvorstellung hosten könnt, findet ihr bei Parley. Viele Beiträge zum Thema Plastik und Meeresverschmutzung findet ihr bei uns und auf unserem Plastic Pollution Blog.
Mikroplastik fliegt 100 Kilometer weit
Es ist schon bekannt, dass Mikroplastikteilchen über die Gewässer in die entlegensten Orte der Welt transportiert werden. Nun haben Umweltforscher:innen vom Ecolab über fünf Monate Niederschlagsproben aus den französischen Pyrenäen gesammelt. Die Auswertung ergab, dass sich dort täglich etwa 365 Plastikteilchen pro Quadratmeter ablagern. Durch Computersimulationen konnte festgestellt werden, dass das Mikroplastik in der Luft bereits schon fast 100 Kilometer unterwegs war. Dabei können auch größere Partikel so weit transportiert werden, wenn sie durch turbulente Luftbewegungen einmal in höhere Luftschichten gelangen. Wo genau das Mikroplastik herkommt, ist noch ungeklärt. Doch auch die Verbreitung von Mikroplastik über die Luft kann eine Erklärung dafür sein, weshalb Mikroplastik überall zu finden ist – ob in der Arktis oder im Marianengraben.
Den Artikel Mikroplastik fliegt 100 Kilometer weit von Tina Baier vom 16.04.2019 findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.
Ein ähnlicher Bericht vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) kommt ebenfalls zum Schluss, dass Mikroplastik auch durch die Luft verbreitet werden. Nachlesbar ist der Artikel in unserem Blogbeitrag Mikroplastik ist überall – sogar in der Luft.
Wer kein Mikroplastik mehr in seinen Konsumprodukten haben will, kann sich den Einkaufsratgeber des BUNDs ansehen. Informationen hierüber findet ihr ebenfalls in unserem Blogbeitrag BUND Einkaufsliste zu Vermeidung von Mikroplastik.
Juniors Corner: Girls‘ & Boys‘ Day 2019 – Strandausflüge mit schlimmen Folgen
Gastbeitrag
Am 28. März fand dieses Jahr der bundesweite Girls´ & Boys´ Day statt. Auch bei DEEPWAVE hatten mehrere Schüler*innen die Chance in den Alltag der Arbeit einer Meeresschutzorganisation einzutauchen. Die 13-jährige Naomi hat nach diesem Tag einen Artikel für unseren Blog geschrieben über Plastikmüll in den Meeren und wie wir verhindern können, dass er dort landet.
Naomi schreibt dazu: Den Girls Day bei Deepwave zu machen, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich habe sehr viel Neues über das Meer herausgefunden und habe gemerkt, dass das Meer viel mehr als nur ein Gewässer ist.
Strandausflüge mit schlimmen Folgen
Die meisten von uns haben schon öfters ein Strandausflug oder ein Picknick am Strand gemacht. Erstmal unsere Einwegbestecke und die restlichen aus Plastik bestehenden Dinge rausgeholt und uns es dann richtig gemütlich gemacht. Doch landet unser Plastik auch wirklich immer in der Tonne? Die Antwort lautet NEIN!
Es landet im Meer und verschwindet nicht. Jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr sterben zahlreiche Meeresbewohner wegen uns, weil sie Plastik nicht vertragen können. Tatsächlich kommen wir aus dieser Sache auch nicht wirklich raus, da schon zu viel Müll im Meer ist. Aber wir können es trotzdem noch verhindern, dass Plastik ins Meer gelangt, indem wir:
- Müll sammeln gehen
- unseren Plastikkonsum verringern
- KEIN Einwegplastik (Strohhalme, Plastikbecher usw.) verwenden
- beim Einkaufen Baumwolltasche bzw. Rucksack benutzen
- bei Kosmetik darauf achten, dass sie kein Mikroplastik – Acrylate Copolymer (AC), Polyamide (PA), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Siloxane – enthalten.
Es gibt nur einen bewohnbaren Planeten für uns und das ist die Erde. Wir müssen unsere Welt nicht zerstören, sondern versuchen sie wieder schön zu machen. Unsere Zukunft findet auf der Erde statt und wenn die Erde nicht gut behandelt wird, haben wir dann noch überhaupt eine Zukunft?
Naomi für DEEPWAVE
NABU fordert Regulierung von Plastikmüllexporten
Pressemitteilung, 23.03.2019 vom NABU
Berlin – Anlässlich der Tagung der Vertragsparteien des Basler Übereinkommens in Genf (ab 29. April) fordert der NABU eine strengere Regulierung von Plastikmüllexporten aus Deutschland.
Jährlich werden gut eine Million Tonnen Plastikabfälle von Deutschland ins Ausland exportiert. Dies entspricht etwa einem Sechstel des insgesamt in Deutschland erzeugten Plastikabfalls. In Folge der chinesischen Importrestriktionen wird der Abfall seit vergangenem Jahr verstärkt in südost- und südasiatische Länder wie Malaysia, Indien oder Indonesien verschifft. Allein diese drei Länder nahmen 2018 mehr als ein Viertel der deutschen Exporte auf. Durch Medienberichte und NGO-Arbeit wurde nachgewiesen, dass nur ein Teil dieser Exporte in den Zielländern recycelt wird. Der Rest wird unter niedrigen Umweltstandards verbrannt oder deponiert.
„Die Folge sind schädliche Emissionen durch die Verbrennung sowie Einträge von Plastik in die Natur, Gewässer und letztlich ins Meer“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Nicht nur die Umwelt, auch die lokale Bevölkerung leide unter den Belastungen, wenn Luft, Böden und Gewässer vor Ort verschmutzt werden. „Länder wie Malaysia werden als Müllkippe für Plastikabfälle aus der sogenannten entwickelten Welt missbraucht“, so Miller.
Das internationale Basler Übereinkommen regelt die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung. Der NABU fordert, dass das Übereinkommen dahin gehend angepasst wird, dass Plastikabfall niedriger Qualität nicht mehr in Länder mit geringen Entsorgungs- und Recyclingstandards exportiert werden kann. Der NABU unterstützt den Vorschlag Norwegens, gemischte oder verunreinigte Plastikabfälle, die nicht oder nur schwer recycelbar sind, zur Gruppe von Abfällen, die besonderer Prüfung bedürfen, zuzurechnen. In der EU würde diese Klassifizierung aufgrund der geltenden EU-Abfallverbringungsverordnung einem Verbot von Exporten jener Plastikabfälle in Nicht-OECD-Länder gleichkommen. […]
Die vollständige Pressemitteilung findet ihr hier.
NABU: https://www.nabu.de/
Juniors Corner: Girls‘ & Boys‘ Day 2019 – 22 Kilo Plastik im Magen eines Pottwals
Gastbeitrag
Am 28. März fand dieses Jahr der bundesweite Girls´ & Boys´ Day statt. Auch bei DEEPWAVE hatten mehrere Schüler*innen die Chance in den Alltag der Arbeit einer Meeresschutzorganisation einzutauchen. Der 13-jährige Tomke, der später gerne Meeresbiologe werden möchte, hat nach diesem Tag einen Artikel für unseren Blog geschrieben über die Gefahr für Meereslebewesen durch Plastikmüll in den Meeren.
22 Kilo Plastik im Magen eines Pottwals
Viele von Euch haben bestimmt schon von dem toten Pottwal gelesen, der im April in Italien am Strand gefunden wurde. Es stand dort, dass er zuvor 22 Kilo Plastikmüll verschluckt hatte.
Als ich weiter las, fand ich heraus, dass dieser Pottwal schwanger war. Es mussten also im Grunde zwei Tiere sterben wegen des Plastikmülls. Ich habe mir gedacht, dass diese 22 Kilo ja irgendwoher kommen müssen. Das entspricht ungefähr dem Gewicht von drei vollen Schulrucksäcken – eine ganz Menge Plastik!
Und ich bezweifle, dass die Tiere Plastik herstellen. Daher waren wahrscheinlich wir Menschen die Schuldigen. Das war nicht das erste Mal. 2017 wurden schon 30 Plastiktüten im Magen eines toten Wals gefunden.
Jeder von uns kann etwas dagegen tun. Z.B. könnten wir alle den Müll aufheben, den wir so finden oder wir könnten weniger Plastikverpacktes kaufen.
Wenn alle Kinder auf dieser Welt ab morgen Müll aufheben würden und keinen neuen Plastikkram kaufen, wäre die Erde bald schon viel sauberer. Wir Kinder haben viel mehr Einfluss als wir manchmal glauben. Wenn wir uns nicht kümmern, wer dann?
Tomke für DEEPWAVE
Autorensteckbrief
Mein Name ist Tomke und ich bin 13 Jahre alt. Hamburg ist meine Geburtsstadt und gestorben bin ich noch nicht. Ich war im März 2019 bei DEEPWAVE und interessiere mich für Ozeane, Wale und Umweltschutz.
Selbst Flohkrebse in der Tiefsee nehmen Plastikmüll auf
Ein Forschungsteam der „Newcastle University“ hat eine Studie über den Einfluss von Plastikmüllverschmutzung auf Amphipoden (Flohkrebse) veröffentlicht. Dafür entnahmen sie Flohkrebse in sechs verschiedenen Tiefsee-Gräben. Die Ergebnisse sind schockierend: selbst im Marianengraben, dem tiefsten Punkt des Ozeans, hatten alle Exemplare Mikroplastik in ihrem Körper. Die Studie zeigt, dass kein marines Ökosystem auf der Welt mehr unberührt ist. Immer mehr Hinweise deuten darauf, dass die Tiefsee, als größter Lebensraum, auch das größte Reservoir für Plastikmüll sein könnte. Die Amphipoden stehen ganz unten in der Nahrungskette und werden von vielen anderen Meerestieren gefressen. Wenn sie Mikroplastik essen, wirkt sich das auf das ganze Ökosystem aus und auch wir Menschen nehmen die Gifte zu sich, wenn wir Meerestiere essen, da die Plastikfasern sich mit Chemikalien – zum Beispiel PCB – anreichern können. Diese Studie sollte ein alarmierendes Signal sein, unseren Plastikkonsum drastisch zu reduzieren.
Den Artikel Study: Every Animal Pulled Up From The Deepest Trenches Of The Ocean Had Plastic In Its Gut von Ed Yong vom 27.02.2019 findet ihr bei The Atlantic.
Weitere Informationen über die Studie der „Newcastle University“ findet ihr auf der Internetseite der Royal Society.
Plastic Soup: An Atlas of Ocean Pollution
Unsere Kolleg:innen von der Plastic Soup Foundation (PSF) haben ihr Buch „Plastic Soup Atlas of the World“ jetzt auch in englischer Sprache veröffentlicht. Mit wunderbaren Illustrationen bringt „Plastic Soup: An Atlas of Ocean Pollution“ Leser:innen nahe, welchen Schaden die Plastikflut im Meer anrichtet. Im Interview erzählt der Autor Michiel Roscam Abbing mehr über die Inhalte und Hintergründe des Buchs.
Nach Abbing bedarf es zur Bewältigung des Problems enge internationale Kooperationen, zum Beispiel in Abkommen und Bündnissen. Hier nennt Abbing zwar die UN als geeignetes Bündnis, allerdings gibt er auch zu bedenken, dass in der UN einige Staaten, die von der petrochemischen Lobby vereinnahmt sind, die Umsetzung effizienter Aktionen blockieren.
Das Interview „Author Michiel Roscam Abbing on his ‚atlas‘ of ocan plastic pollution“ von Thomas Barrett vom 03.04.2019 findet ihr beim Environment Journal.
Das Buch „Plastic Soup: An Atlas of the Ocean Pollution“ könnt ihr bei der Plastic Soup Foundation kaufen.
Weitere Buchempfehlungen findet ihr bei unseren Ozeanbüchern.
Schwangerer Wal war voller Plastik
Die zunehmende Plastikverschmutzung macht auch vor den größten Meeressäugern nicht halt: ein schwangerer Wal wurde mit 22 Kilogramm Plastikmüll im Magen an einer Küste in Sardinien angespült. Neben Müllsäcken, Fischernetzen und Leinen, wurde auch ein Behältnis mit Flüssigwaschmittel gefunden, dessen Marke und Barcode noch komplett lesbar waren. Histologische und toxikologische Untersuchungen sollen nun die genaue Todesursache erklären, und ob der Tod des Kalbs in Zusammenhang mit dem geschluckten Plastik steht. Vor nicht allzu langer Zeit wurde bereits an einer Küste der Philippinen ein Wal mit ca. 40 Kilogramm Plastikmüll im Magen angespült.
Den zugehörigen Artikel „Schwangerer Wal war voller Plastik“ vom 01.04.2019 findet ihr bei n-tv.
Bei unserer BLUE STRAW Kampagne erfahrt ihr mehr über die Auswirkungen von (Plastik)Müll und welche Alternativen es gibt.
Plastikmüll im Meer: So könnten unsere Ozeane gereinigt werden
Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Meeren und sorgen für den Tod vieler Meereslebewesen. Das Problem beschäftigt Menschen auf der ganzen Welt. Mehr und mehr Ideen werden entwickelt, um diese Massen an Plastikmüll aus den Meeren zu ziehen und zu filtern. Einen Überblick findet ihr hier!
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=LJmWfYY3gJE
Zu viel Mikroplastik im Boden
Trotz der zunehmenden Kritik feiert die Kunststoffindustrie dieses Jahr wieder Absatzrekorde. Nun haben Wissenschaftler:innen festgestellt, dass nicht nur die Meere, sondern auch die Böden an Land eine große Mikroplastikbelastung aufweisen: die kleinen Plastikteile befindet sich in unseren Gärten und auf den Feldern. Zu den Hauptquellen gehören der Abrieb von Autoreifen, Kunststoff im Biomüll und Verluste bei der Abfallentsorgung. Durch die zunehmende Verschmutzung landet das Mikroplastik nicht nur durch den Verzehr von Meerestieren in uns, sondern auch durch die systematische Vermüllung der Landwirtschaft.
Den zugehörigen Artikel „Zu viel Mikroplastik im Boden“ von Michael Nieberg vom 24.03.2019 findet ihr beim ZDF.