Klima

Meeresschutz ist Klimaschutz.

UN-Klimagipfel COP24: jetzt muss gehandelt werden

Antonio Guterres, Mateusz Morawiecki und Michał Kurtyka stehen nebeneinander

© CC BY-SA 4.0 / Wikimedia Commons

Die UN-Klimakonferenz in Kattowitz geht zu Ende und Forscher:innen des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigen sich insgesamt zufrieden mit dem Ergebnis der COP24. Die Regierungen haben gezeigt, dass sie an einer gemeinsamen Bewältigung der Klimakrise interessiert sind. Allerdings kritisieren die Wissenschaftler:innen die fehlende Präzision in allen Beschlüssen. Die Staatengemeinschaft hat nicht deutlich genug kommuniziert, dass die globalen Emissionen aus fossilen Brennstoffen bis 2030 halbiert werden müssen. Weil es notwendig ist, dass die Emissionen jetzt schnell sinken, fordern die Wissenschaftler:innen gerade von Europa beherzte Entscheidungen anstelle von Unsicherheit, um den restlichen Staaten ein Beispiel zu sein. Ob sich die Politik an diese Forderungen hält, ist entscheidend dafür, ob aus unserer gegenwärtigen Warmzeit eine „Heißzeit“ wird.

Den Artikel UN-Klimagipfel einigt sich auf Regelwerk – jetzt muss gehandelt werden: Führende Forscher bei COP24 warnen vor „Heißzeit“ vom 17.12.2018 findet ihr beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Weitere Informationen und Bewertungen zum UN-Klimagipfel in Kattowitz liefert der Artikel Klimakonferenz in Kattowitz – „Viel zu wenig und viel langsam“ von Ralf Krauter vom 17.12.2018 vom Deutschlandfunk. Zudem bewertet Germanwatch die Klimakonferenz in dem Artikel Erste Bewertung der Ergebnisse des Klimagipfels COP24 in Katowice durch Germanwatch vom 15.12.2018.

In dem Video Was passiert, wenn die Erde 4°C wärmer wird erklärt Simplicissimus, weshalb es sich lohnt, alle Anstrengungen in das Aufhalten der weiteren Erderwärmung zu stecken.

Abschluss der COP24 in Kattowice

Die Verhandlungen des Weltklimagipfels in Kattowice enden mit einem 133-seitigen Regelwerk, das als Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 vorgibt, wie ab 2024 die Staaten der Welt  über ihre Bemühungen zum Klimaschutz zu berichten haben.

Mehr nicht.

Es wird als Erfolg verbucht, dass sich darauf alle beteiligten Staaten geeinigt haben. Und deren Vertreter klopfen sich nun in bekannter Manier auf die Schultern. Nicht erwähnt wird, was wirklich zu tun wäre.
Am Rande erwähnt wird, dass wir uns damit auf 3 Grad Erderwärmung einstellen.
3 Grad. Das ist nicht nur für viele Völker zu viel, für die Greta Thunberg spricht.
Das ist für uns alle zu viel.

Der Kommentar zur Stunde
Die Rede der 15-jährigen Greta Thunberg.

Zum unaufhaltsamen Anstieg der Meeresspiegel die Titelstory Nass des Spiegel Nr.49 /2018
https://magazin.spiegel.de/SP/2018/49/161087440/index.html?utm_source=spon&utm_campaign=centerpage

Und in der ZEIT Ausgabe 49/2018 zeigen Petra Pinzler und Bernd Ulrich in ihrem Artikel Anders leben? Anders regieren! eindrücklich, wie sich unser Denken und Regieren radikal verändern muss, wenn wir der Tatsache gerecht werden wollen, dass die Ökologische Frage kein Luxusthema mehr ist, sondern eine des Überlebens. Statt augenwischender Flickschusterei geht es immerhin um das Ende der fossilen Weltordnung, wenn wir unseren Planeten nicht verheizen wollen.

https://www.zeit.de/2018/49/index

Elegy for the Arctic

Repostet aus gegebenem Anlass: für alle Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018

Through his music, acclaimed Italian composer and pianist Ludovico Einaudi has added his voice to those of eight million people from across the world demanding protection for the Arctic. Einaudi performed one of his own compositions on a floating platform in the middle of the Ocean, against the backdrop of the Wahlenbergbreen glacier (in Svalbard, Norway).

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=2DLnhdnSUVs

Source:  https://www.youtube.com/watch?time_continue=29&v=2DLnhdnSUVs

 

Europas größte Klimawoche feiert zehnten Geburtstag vom 23. bis 30. September in Hamburg

Foto: Hamburger Klimawoche

Und die BLUE STRAW Kampagne von DEEPWAVE ist auch mit dabei. Im Rahmen der 10. Klimawoche wird die Hamburger FCKSTRAWS Initiative der clubkinder und greenmusic initiative vorgestellt (http://fckplastic.org/#). DEEPWAVE ist als Meeresschutzorganisation Kooperationspartner für den Wissenstransfer.

10. Hamburger Klimawoche – Pressemitteilung der Veranstalter

Hamburg – Ein unabhängiges Netzwerk aus 200 Unternehmen, Organisationen und Verbänden engagiert sich vom 23. bis 30. September im Rahmen der bislang größten Klimawoche im Herzen Hamburgs für eine klimafreundliche und zukunftsfähige Stadt. Eröffnet wird sie am Montag, den 24. September, um 15 Uhr auf der Klimawochen- Bühne am Lattenplatz vorm Knust von Schirmherr Fürst Albert II von Monaco.
Neben dem traditionellen Bildungsprogramm für über 3.000 Kinder und Jugendliche werden ein Themenpark und ein umfangreiches Bühnenprogramm auf dem Lattenplatz sowie zahlreiche Vorträge und ein vielseitiges Kulturprogramm angeboten. Höhepunkt ist die Researchersʼ Night am Freitag, den 28. September. Sie findet zeitgleich in mehreren Städten Europas statt. Für Hamburg wird es eine Grußbotschaft aus dem All von Astronaut Alexander Gerst geben. Außerdem findet in der U-Bahn- Linie U3 der Research Ride statt, ein stündlicher Science Slam zu Klimathemen.
Die Klimawoche zeigt, was jeder selbst zu einer nachhaltigen Welt und zur Vermeidung der Fluchtursachen auf Basis der seit 2016 weltweit verbindlichen 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beitragen kann. Deswegen stehen Themen wie Bildung, die Nutzung von erneuerbaren Energien, Maßnahmen zum Klimaschutz, die Bedeutung von Wasser und sanitären Einrichtungen bis hin zu Innovationen in Technik und Infrastruktur ganz oben auf der Agenda. Mehr als 200 Veranstaltungen sind über die gesamte Stadt verteilt und über eine App und im Internet abrufbar. Die zehnte Hamburger Klimawoche wird klimaneutral ausgerichtet durch die Unterstützung des Unternehmens South Pole, das im Namen der Klimawoche in Initiativen zum Schutz des Waldes in Zimbabwe und für saubere Energie in China investiert.
Initiative aus der Mitte der Gesellschaft
Die Hamburger Klimawoche zeigt mit Partnern aus der Wirtschaft konkrete Lösungsansätze, wie die weltweit gültigen Nachhaltigkeitsziele in der Metropole Hamburg zusammen mit Umweltverbänden, Bildungseinrichtungen, Kulturinstitutionen, Start-ups und Kirchen umgesetzt werden können. Dabei geht es nicht um Einschränkungen im Alltag: „Wir können eigentlich nur gewinnen – aber irgendwie führen wir immer die Verzichtsdebatte“, so der bekannte Hamburger Meteorologe und Klimaforscher Prof. Mojib Latif, der sich neben 30 weiteren Persönlichkeiten im Klimawochenbeirat engagiert (…)

Die gesamte Pressemitteilungen sowie weitere Informationen über die Klimawoche findet ihr hier: https://www.klimawoche.de/

Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu

Ein kleiner grüner Busch wächst aus einem komplett trocken und rissigen Boden

© naturfreund_pics / Pixabay

Die Autorin Carolin Emcke erzählt von dem früheren allgegenwärtigen Gedankenspiel ihres Vaters, wie es wäre, auszuwandern. Die Idee von einem Ort, an dem man frei und ohne Sorgen leben kann. Damit bezog er sich auf Kriege, Konflikte und repressive Regime, die regional begrenzt waren.

Die Auswirkungen der Klimakrise machen aber auch vor Grenzen nicht halt. Die nördliche Hemisphäre litt in diesem Jahr unter der schlimmsten Trockenheit seit 2003, sichtbar durch die großflächigen Waldbrände, nicht nur in südlichen, warmen Regionen, sondern auch hier in Deutschland, in Brandenburg.

„[…] in diesem Sommer ist spürbar, was das Anthropozän heißt: Es gibt keine unberührte Natur mehr, es gibt keine Gegenden mehr, in denen die physikalischen Spuren des Menschen nicht lesbar wären, die immer schnellere Erderwärmung, die Übersäuerung der Ozeane, das Abschmelzen der arktischen Eisschilde, das massive Artensterben zeigen sich weltweit und lokal zugleich. Da hilft kein Eskapismus, denn es gibt kein territoriales Außen des Klimawandels.“

Die Klimakrise denkt nicht in politischen Amtszeiten und nach vier Jahren können wir nicht einfach eine andere Richtung wählen. Die Politik kann sich ihre Passivität schon lange nicht mehr leisten, die Dringlichkeit zum Handeln wird mit jedem Tag größer. An Wissen und Möglichkeiten fehlt es nicht. Es stellt sich nur die Frage, ob und wann das Bewusstsein für die ökologische Bedrohung auch in der Politik ankommt.

Den zugehörigen Artikel „Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu“ von Carolin Emcke vom 05.08.2018 findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.

LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?

Im Hamburger Hafen werden Kräne und ein Frachtschiff vom Sonnenuntergang angestrahlt

© Jacob Meissner / Unsplash

Neue Ergebnisse einer Studie der britischen Beratungsfirma University Maritime Advisory Services (UMAS) zeigen, dass sich der CO2-Austoß der Schiffe, die Liquefied Natural Gas (LNG) verwenden, kaum verringert und sich der Methanausstoß sogar erhöht. Trotz der klaren Klimaschutzziele, zu denen sich die internationale Schifffahrtsbranche erst kürzlich verpflichtet hat, wird im Hamburger Hafen weiterhin am Aufbau einer LNG-Infrastruktur gearbeitet. Die Hamburger Port Authority begründet dies unter anderem damit, dass LNG, im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen, nicht zur Luftverschmutzung beiträgt. Da die Technologie für bessere, synthetische Treibstoffe noch fehle, sei LNG aktuell eine gute Übergangslösung.

Den zugehörigen Artikel „LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?“ von Mark Spörrle vom 28.06.2018 findet ihr bei der Elbvertiefung.

Die vollständige Studie der University Maritime Advisory Services (UMAS) findet ihr hier.

Ob Ammoniak als klimafreundlicher Schiffstreibstoff Potenzial hat, könnt ihr in unserem Klimablog nachlesen.

Antarktisches Eis schwindet weiter

Antarktis: Ein riesiger Eisberg aus unserer Meeresfibel erstreckt sich über das gesamte Bild

© Anna Mandel / Meeresfibel

Das antarktische Eis scheint schneller zu schwinden als bisher angenommen. Forscher der Ice Sheet Mass Balance Inter-comparison Excercise (IMBIE) haben nun mithilfe von Satellitenbildern herausgefunden, dass die Antarktis in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt 3.800 Tonnen Eismasse pro Sekunde verloren hat. Vor allem in der Westantarktis schwindet das Eis rasant. Allerdings kann nicht eindeutig gesagt werden, welche Entwicklung der Antarktische Eisschild nehmen wird. Denn dafür sind die Auswirkungen der Ozeanströme, der Lufttemperaturen und des Schneefalls auf die Antarktis noch unbekannt. Gleichzeitig ist die Entwicklung der Antarktis entscheidend für den Meeresspiegelanstieg. Würde das gefrorene Wasser vollständig abschmelzen, stiege der Meeresspiegel um 60 Meter.

Den Artikel Sie schmilzt von Alina Schadwinkel vom 13.06.2018 findet ihr bei Zeit Online.

UPDATE: Eine im Juni 2019 erschienene Studie bestätigt die Befürchtungen und beschreibt, dass zwei Gletscher der Westantarktis bereits jetzt instabil sind.

UPDATE: Die Antarktis spielt womöglich nicht nur eine große Rolle, um abzuschätzen, wie stark der Meeresspiegel ansteigen wird. Eine Studie belegt, dass der Zirkumpolarstrom künftig zunehmen und so den Klimawandel verstärken könnte.

Gi­gan­ti­sches sub­ma­ri­nes Kaltwasserkorallen-Gebirge

Verschiedene Kaltwasserkorallen in orange, rot und in Brauntönen wachsen am Meeresgrund

© Wolf Wichmann

Pressemitteilung, 04.03.2018, MARUM

Internationales Forscherteam untersucht Korallenriffe vor Mauretanien

Auf einer Länge von etwa 400 Kilometern erstreckt sich am Meeresboden vor der Küste Mauretaniens die weltweit größte zusammenhängende Kaltwasserkorallenstruktur. Dr. Claudia Wienberg vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und ihre Kolleginnen und Kollegen haben untersucht, wie sich die Kaltwasserkorallen vor Mauretanien in den vergangenen 120.000 Jahren entwickelten. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews veröffentlicht.

An­ders als tro­pi­sche Ko­ral­len, die in fla­chen, licht­durch­flu­te­ten Ge­wäs­sern le­ben, fin­det man Kalt­was­ser­ko­ral­len in Was­ser­tie­fen von meh­re­ren hun­dert bis tau­send Me­tern. Mehr als die Hälf­te der be­kann­ten, heu­te le­ben­den Ko­ral­len­ar­ten exis­tie­ren in völ­li­ger Dun­kel­heit in der Tief­see. Auch sie sind ge­schäf­ti­ge In­ge­nieu­re, die be­ein­dru­cken­de Ko­ral­len­rif­fe auf­bau­en. Maß­geb­lich an der Riff­bil­dung be­tei­ligt ist die Kalt­was­ser­ko­ral­len­art Lophelia pertusa. Sie ge­hört zu den Stein­ko­ral­len und bil­det stark ver­zweig­te, bus­ch­ar­ti­ge Ko­lo­ni­en. Wo vie­le sol­cher Ko­lo­ni­en ne­ben­ein­an­der exis­tie­ren, bil­den sich rif­far­ti­ge Struk­tu­ren, die neu­en Le­bens­raum bie­ten für ver­schie­de­ne an­de­re Tier­ar­ten wie Weich­ko­ral­len, Fi­sche, Kreb­se und Schwäm­me. Eine Kalt­was­ser­ko­ral­le sitzt ihr Le­ben lang fest ver­bun­den auf dem Sub­strat, auf dem die Lar­ve einst sie­del­te. Kalt­was­ser­ko­ral­len wach­sen be­vor­zugt auf ih­res­glei­chen und las­sen so über Zeit­räu­me von Jahr­tau­sen­den bis Jahr­mil­lio­nen rie­si­ge Struk­tu­ren am Mee­res­bo­den ent­ste­hen.

Alpen vor Mauretanien

Die welt­weit größ­te zu­sam­men­hän­gen­de Kalt­was­ser­ko­ral­len­struk­tur mit ei­ner Län­ge von etwa 400 Ki­lo­me­tern exis­tiert ent­lang der Mau­re­ta­ni­schen Küs­te. Hier er­rei­chen die Ko­ral­len­hü­gel Hö­hen von 100 Me­tern. „Die Grö­ße der Hü­gel und die Län­ge die­ser Struk­tu­ren ist wirk­lich spe­zi­ell. Im Grun­de ge­nom­men könn­te man hier tat­säch­lich von ei­nem Kalt­was­ser­ko­ral­len-Ge­bir­ge un­ter Was­ser spre­chen“, sagt Dr. Clau­dia Wien­berg vom MARUM – Zen­trum für Ma­ri­ne Um­welt­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Bre­men. „Vor Mau­re­ta­ni­en sind die ein­zel­nen Kaltwas­ser­ko­ral­len-Hü­gel ver­mut­lich über die Zeit zu­sam­men­ge­wach­sen. So et­was gibt es nir­gend­wo sonst in den Welt­mee­ren.“ Wien­berg war Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Teams von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern, das an Bord des For­schungs­schiffs MA­RIA S. ME­RI­AN die­ses Ge­biet in­ten­siv be­prob­te, um mehr über die Ent­wick­lung der Kalt­was­ser­ko­ral­len zu er­fah­ren. In ei­ner Stu­die, die im Wis­sen­schafts­jour­nal Quaternary Science Reviews ver­öf­fent­licht wur­de, stel­len sie und ihre Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen nun die Er­geb­nis­se vor.

Sauerstoffmangel versetzte Korallen in Ruhezustand

Prof. Dr. Nor­bert Frank und sein Team von der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg ana­ly­sier­ten Ko­ral­len­frag­men­te von der Ober­flä­che und aus ver­schie­de­nen Tie­fen des Mee­res­bo­dens und be­stimm­ten de­ren Al­ter. Mit die­sen und wei­teren Un­ter­su­chun­gen konn­ten die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler nach­zeich­nen, wie sich die Kaltwasser­ko­ral­len vor Mau­re­ta­ni­en in den ver­gan­ge­nen 120.000 Jah­ren ent­wi­ckel­ten. So gab es in der Ver­gan­gen­heit im­mer wie­der Pha­sen, in de­nen die Wachs­tums­ra­ten Spit­zen­wer­te von 16 Me­tern pro 1000 Jah­re er­reich­ten. So schnell wächst nicht ein­mal das der­zeit größ­te Kalt­was­ser­ko­ral­len-Riff vor Nor­we­gen. Vor fast 11.000 Jah­ren sta­gnier­te das Wachs­tum der Mau­re­ta­ni­schen Ko­ral­len­hü­gel. Zu die­ser Zeit sind die Ko­ral­len wahr­schein­lich gänz­lich von den Hü­geln ver­schwun­den. Erst heu­te tau­chen dort wie­der ver­ein­zelt le­ben­de Kaltwas­ser­ko­ral­len auf. Das Wachs­tum der Ko­ral­len hängt von ver­schie­de­nen Um­welt­be­din­gun­gen ab, wie Was­ser­tem­pe­ra­tur, Sau­er­stoff­ge­halt, dem Nah­rungs­an­ge­bot und den vor­herr­schen­den Strö­mun­gen, die Nah­rung zu den un­be­weg­li­chen Kalt­was­ser­ko­ral­len trans­por­tie­ren. Von al­len Ein­flüs­sen mach­ten die For­schen­den den nied­ri­gen Sau­er­stoff­ge­halt von etwa 1 Mil­li­li­ter Sau­er­stoff pro Li­ter Was­ser als kri­ti­schen Fak­tor aus. „Das ist ex­trem we­nig. Ur­sprüng­lich wur­de an­ge­nom­men, dass bei 2,7 Mil­li­li­ter pro Li­ter die un­ters­te Gren­ze für Kaltwasserkorallen liegt, bei der sie zwar über­le­ben, aber kei­ne Rif­fe mehr bau­en kön­nen“, so Wien­berg. „Die ver­ein­zel­ten Kaltwasserkorallen auf den Hü­geln zei­gen zwar, dass sie zu­min­dest zeit­wei­se sehr ge­rin­ge Sau­er­stoff­ge­hal­te über­le­ben kön­nen, aber gut geht es ih­nen nicht.“

Die Er­geb­nis­se zei­gen, dass die Hoch­pha­sen der Kalt­was­ser­ko­ral­len, in de­nen die Hü­gel in die Höhe wuch­sen, mit Zei­ten zu­sam­men­fal­len, in de­nen mit Sau­er­stoff an­ge­rei­cher­te Was­ser­mas­sen aus dem Nor­den in das Ge­biet ström­ten. Wa­ren die Kalt­was­ser­ko­ral­len in der Ver­gan­gen­heit wie auch heu­te von sau­er­stoff­ar­men Was­ser­mas­sen aus dem Sü­den um­strömt, so wuch­sen die Hü­gel nicht oder nur sehr lang­sam. Je nach vor­herr­schen­dem Kli­ma ver­schob sich die Front zwi­schen die­sen Was­ser­mas­sen von Nord nach Süd und um­ge­kehrt, und die Ko­ral­len wur­den von sau­er­stoff­rei­chem, dann wie­der von sau­er­stoff­ar­mem Was­ser um­strömt.

Wien­bergs Theo­rie zu­fol­ge fan­den die Kaltwasserkorallen bei ex­trem nied­ri­gen Sau­er­stoff­ge­hal­ten in klei­ne­ren Schluch­ten zwi­schen den gro­ßen Hü­gel­struk­tu­ren Zu­flucht. In die­sen Can­yons fin­den sich heut­zu­ta­ge auch weit mehr Kalt­was­ser­ko­ral­len als auf den Hü­geln. Die schwim­men­den Ko­ral­len­lar­ven sind über eine ge­wis­se Stre­cke mo­bil, be­vor sie sich end­gül­tig nie­der­las­sen. So könn­ten Mi­gra­ti­ons­be­we­gun­gen von den Hü­geln in die Can­yons und – un­ter dem Ein­fluss der nörd­li­chen Was­ser­mas­sen – wie­der zu­rück statt­ge­fun­den ha­ben.

„Laut wis­sen­schaft­li­cher Pro­gno­sen wer­den sich die Zo­nen mit ge­rin­gem Sau­er­stoff­ge­halt in den Welt­mee­ren wei­ter aus­deh­nen“, so Wien­berg. „Auch wenn Kaltwasserkorallen eine hohe To­le­ranz zei­gen, so ist dies doch ein ent­schei­den­der Stress­fak­tor für die­se Öko­sys­te­me der Tief­see. Hin­zu kom­men die durch den Kli­ma­wan­del er­höh­ten Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren so­wie die zu­neh­men­de Oze­an­ver­saue­rung.“

Diese Pressemittelung findet ihr beim MARUM.

Weitere Informationen zu Korallenriffen und die Auswirkungen der Klimakrise auf das Great Barrier Reef, findet ihr in unserem Forschungs- und Klimablog.

Ozeanversauerung – die Grenzen der Anpassung

Emiliania huxleyi-Zellen in einer elektronenmikroskopischen Aufnahme

© Kai Lohbeck / GEOMAR

Pressemitteilung, 11.07.2016, GEOMAR

Weltweit längstes Labor-Experiment mit der Kalkalge Emiliania huxleyi zeigt, dass evolutionäre Anpassung an Versauerung nur eingeschränkt möglich ist 

Die wichtigste einzellige Kalkalge der Weltmeere, Emiliania huxleyi, ist grundsätzlich in der Lage, sich durch Evolution an Ozeanversauerung anzupassen. Das bisher längste Evolutionsexperiment mit diesem Organismus zeigt jedoch, dass das Anpassungspotenzial nicht so groß ist, wie ursprünglich angenommen. So konnte sich die Wachstumsrate unter erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen auch nach vier Jahren nicht weiter nennenswert verbessern. Die Kalkbildung war sogar geringer als bei heutigen Zellen von Emiliania huxleyi. Die Studie zeigt, dass die evolutiven Effekte im Phytoplankton komplexer sind, als bisher angenommen.

In einem bislang einmaligen Evolutionsexperiment demonstrierten Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Thünen-Instituts für Seefischerei, dass sich die wichtigste einzellige Kalkalge der Weltozeane, Emiliania huxleyi, nur begrenzt per Evolution an Ozeanversauerung anpassen kann. Dass die Anpassung per Evolution möglich ist, hatten GEOMAR-Wissenschaftler bereits 2012 bewiesen. Jetzt, vier Jahre nach Start des Experiments, hat sich die Anpassung in den Wachstumsraten der Kalkalge nur wenig verbessert. „Das Anpassungspotential von Emiliania huxleyi ist doch geringer als ursprünglich vermutet. Auch nach vier Jahren Evolution kann die Kalkalge die Beeinträchtigungen des Wachstums durch Versauerung nicht komplett kompensieren“, erklärt Dr. Lothar Schlüter, Erstautor der Studie und ehemaliger Doktorand am GEOMAR. Ihre Ergebnisse, die im Rahmen des Exzellenzclusters „The Future Ocean“ und des deutschen Forschungsverbunds BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) gewonnen wurden, stellen die Forscher jetzt im Fachmagazin Science Advances vor.

Basis der Untersuchung war eine einzelne Zelle der Kalkalge aus dem Raunefjord in Norwegen. Da sich Emiliania huxleyi im Labor etwa einmal am Tag durch Teilung vermehrt, konnten aus dem Isolat zahlreiche genetisch zunächst identische Kulturen gewonnen werden. Für die Studie wurden jeweils fünf Kulturen unter konstanter Temperatur und drei unterschiedlichen Konzentrationen an Kohlendioxid (CO2) gehalten: Einem Kontrollwert mit heutigen Verhältnissen, den Bedingungen, die nach den kritischsten Berechnungen des Weltklimarats gegen Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden könnten, und dem höchstmöglichen Grad an Versauerung.

Nach vier Jahren, beziehungsweise 2100 Algen-Generationen später, stellten die Wissenschaftler fest: Die Zellen angepasster Populationen teilten sich zwar deutlich schneller als die nicht-angepassten, wenn beide der Ozeanversauerung ausgesetzt waren. Aber ihre Fitness verbesserte sich nur unwesentlich. Nach einem Jahr trat zunächst eine leichte Steigerung der Wachstumsraten relativ zu den Kontrollkulturen ein, später jedoch kaum noch – was im Gegensatz zu vielen anderen Evolutionsexperimenten steht. „Offenbar hat die Anpassung Grenzen, und die Beeinträchtigung der Wachstumsrate kann durch Evolution nicht komplett kompensiert werden“, so Schlüter.

Einzellige Kalkalgen wie Emiliania huxleyi binden in ihren Kalkplättchen (Coccolithen) Kohlenstoff. Diese Kalkplättchen spielen als Ballast eine wichtige Rolle für den Kohlenstofftransport in den tiefen Ozean – und somit für die Fähigkeit der Weltmeere, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Folgen des Klimawandels abzumildern. „Drei Jahre nach Beginn des Experiments war die Produktion an Kalkplättchen in den an höhere CO2-Konzentrationen angepassten Kulturen geringer als bei nicht-angepassten“, berichtet Prof. Thorsten Reusch, Leiter der Marinen Ökologie und Koordinator der Studie. „Uns überraschte, dass dieser Effekt nicht gleich zu Beginn des Experiments eintrat – denn wenn die Ozeanversauerung die biologische Kalkbildung behindert, müsste diese direkt reduziert werden.“ Entgegen der 2012 publizierten Ergebnisse über die Beobachtungen im ersten Jahr des Experiments konstatieren die Forscher jetzt, dass Evolution die negativen Effekte auf die Kalkbildung der einzelnen Mikroalgen verstärkt.

Die langfristig an Ozeanversauerung angepassten Kulturen hatten ihre Fähigkeit zur Bildung von Kalkplättchen jedoch nicht grundsätzlich reduziert. Wenn diese wieder heutigen CO2-Konzentrationen ausgesetzt wurden, war die Produktion wieder genauso hoch wie bei heutigen Kalkalgen. „Die Algen reduzieren die Kalzifizierung nur dann, wenn diese für sie aufwändiger ist – nämlich unter Ozeanversauerung“, betont Prof. Reusch. Zurzeit laufen weitere Untersuchungen, um die zellbiologischen Mechanismen zu verstehen, durch die ihre Kalkbildung reguliert wird. „Die evolutionäre Antwort von Phytoplankton-Organismen ist bei weitem komplexer als ursprünglich angenommen. Laborexperimente mit einzelnen Arten helfen uns, sie besser nachzuvollziehen. Nur mit diesem Wissen können wir abzuschätzen, wie der globale Wandel den Kohlenstoffkreislauf in Zukunft ändern wird.“

Diese Pressemitteilung findet ihr bei GEOMAR.

Neuste Entdeckungen zur Anpassung von Kalkalgen an die Ozeanversauerung findet ihr in unserem Beitrag „Was „Geisterfossilien” über vergangene Klimafolgen verraten“.

Neuer Anlauf für Meeresschutz um Antarktis

Weddell-Meer, ein gewaltiger Eisberg ragt aus dem Meer. Am Himmel bilden sich dicke Wolken

© 66 North / Unsplash

Pressemitteilung, 17.07.2014, WWF

Neuer Bericht fordert umfassenden Schutz des Weddell-Meeres

Um die Antarktis soll ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten entstehen. Vor diesem Hintergrund hat die Antarctic Ocean Alliance (AOA) heute ihren neuen Bericht „Vermächtnis des Südlichen Ozeans: Eine Vision für den Schutz des Weddell-Meeres“ (Antarctic Ocean Legacy: Towards Protection of the Weddell Sea Region) veröffentlicht. Dieser Bericht soll einen wichtigen Beitrag leisten zu den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Bemühungen, eines der letzten weitgehend intakten Ökosysteme der Erde – das Weddell-Meer südlich des Atlantischen Ozeans – effektiv zu schützen. Derzeit erarbeiten Deutschland und Russland gemeinsam einen Vorschlag für ein Meeresschutzgebiet in dieser Region. Der Bericht ist ein Teil des Vorschlags der AOA zur Schaffung von Meeresschutzgebieten (MSG) und Fangverbotszonen in 19 Regionen rund um die Antarktis.

„Deutschland hat die ökologische Bedeutung des Weddell-Meeres erkannt und führt gemeinsam mit Russland den Prozess an, der den Schutz dieser überaus wichtigen Region zum Ziel hat. Die AOA unterstützt diese Zusammenarbeit und begrüßt die Zusage Russlands für die Schaffung von Meeresschutzgebieten“, sagt Onno Groß von der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE.

Durch Schutzmaßnahmen für die im neuen AOA-Bericht besonders hervorgehobenen Regionen und durch Beachtung des Vorsorgeprinzips kann die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources – CCAMLR) Bereiche schützen, die insgesamt ein breites, repräsentatives Spektrum an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen im Weddell-Meer umfassen – von der oberen Zone der Wassersäule bis zum Meeresboden –, darunter wichtige Biodiversitäts-Hotspots.

„Große, vollständig geschützte Fangverbotszonen sind ein unerlässliches Mittel zur Wahrung der unglaublichen Biodiversität des Weddell-Meeres“, betont Andrea Kavanagh, die für The Pew Charitable Trusts die Kampagnenarbeit für Fangverbotszonen koordiniert. „Die Mitgliedsstaaten der Kommission haben die Aufgabe, umfassende Schutzmaßnahmen für die Gewässer rund um die Antarktis zu erlassen, aber bis heute ist es ihnen trotz mehrjähriger Verhandlungen und Diskussionen nicht gelungen, Schutzzonen für das Ross-Meer und die Ostantarktis auszuweisen. Wir begrüßen die Zusammenarbeit Deutschlands und Russlands am Vorschlag zum Weddell-Meer und hoffen, dass hierdurch für die Sitzung der Kommission kommenden Oktober ein Ende des bislang herrschenden Stillstands signalisiert wird.“

Das eisbedeckte, wilde und abgelegene Weddell-Meer ist für Menschen oft unzugänglich. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch mit zunehmender Forschungstätigkeit das vielseitige Bild eines äußerst lebendigen marinen Ökosystems herausgebildet, das von Strömungen, Formationen am Meeresgrund und Eis gezeichnet wird.

„Die Einrichtung eines Netzwerks von Schutzgebieten im Weddell-Meer kann dazu beitragen, dass die Krill-Bestände und Tiere der oberen trophischen Ebene wie Wale, Robben und Kaiserpinguine weiter gedeihen. Zudem dient ein solcher Schutz der Steigerung der Widerstandsfähigkeit dieser Region gegen die Versauerung des Ozeans, den Klimawandel und steigende Fischereiinteressen“, so Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF.

Der Bericht macht deutlich, dass das Weddell-Meer besonders anfällig ist für Schäden, die durch den Klimawandel und die Versauerung des Ozeans verursacht werden, und führt Beispiele für Veränderungen an, die schon heute zu beobachten sind, darunter ein scharfer Kontrast zwischen dem westlichen und dem östlichen Sektor. Im neben der westlichen Antarktischen Halbinsel gelegenen westlichen Sektor, der zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde zählt, geht die Erwärmung mit einem Rückgang des Meereises einher. Im östlichen Sektor dagegen nimmt das Meereis seit Jahrzehnten zu und trägt entscheidend zur allgemeinen Steigerung der Ausdehnung des Meereises im Südlichen Ozean bei.

„Die Schaffung neuer MSG in wichtigen Ökosystemen wie dem Weddell-Meer ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg hin zu einer Steigerung der Widerstandsfähigkeit des Südlichen Ozeans, der der Antarktis angesichts des drohenden Klimawandels wesentliche Unterstützung bieten kann“, so Fabian Ritter von Whale and Dolphin Conservation (WDC).

Die AOA ruft alle Staaten, die der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) angehören, dringend dazu auf, 2014 weiträumige, dauerhafte und durch ökologische Vielfalt gekennzeichnete MSG in der Ostantarktis und dem Ross-Meer zu schaffen. Daneben appelliert die AOA an Russland und Deutschland, einen fundierten Vorschlag für Meeresschutzgebiete im Weddell-Meer im Jahr 2015 vorzulegen. Dies sind unerlässliche, visionäre Schritte zur rechten Zeit auf dem Weg hin zur Schaffung eines Netzwerks von MSG und Fangverbotszonen im Südlichen Ozean, die den bis heute gemachten Zusagen der CCAMLR entsprechen.

„Die AOA hofft, dass das Engagement Russlands für den Schutz des Weddell-Meers bedeutet, dass Russland auch hinsichtlich der Vorschläge zur Ostantarktis und dem Ross-Meer eine Führungsrolle übernehmen wird“, so Onno Groß weiter.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.

Vollständig geschützte Fangverbotszonen sind Gebiete, die von jeglicher extraktiver Nutzung ausgenommen sind, so auch von jeglicher Fischerei. Vollständig geschützte Fangverbotszonen bieten den größtmöglichen Schutz für alle Bestandteile des Meeresökosystems.

Meeresschutzgebiete (MSG) sind Gebiete, in denen bestimmte Aktivitäten nur begrenzt gestattet oder vollständig untersagt sind, um festgelegte Ziele im Bereich Umweltschutz, Schutz von Lebensräumen bzw. Fischereimanagement zu erreichen.

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