Eine Sonnencreme liegt auf dem Strand

© Dimitris Vetsikas / Pixabay

An nur einem Tag gelangen etwa vier Kilogramm chemischer und mineralischer UV-Filter – auch Sonnencreme genannt – ins Mittelmeer. Der globale jährliche Eintrag wurde auf 14.000 Tonnen berechnet, das entspricht dem Gewicht von 70 Blauwalen. Während Sonnencreme uns vor UV-Strahlung schützt, wirkt sie auf viele Meereslebewesen toxisch. Die Substanzen können sich in Organismen anreichern und ihren Stoffwechsel, ihr Immunsystem sowie ihre Reproduktionsfähigkeit stören. In Hawaii, den Jungferninseln, Aruba, Thailand und Palau wurde bereits ein Verbot von Sonnencreme mit bestimmten Chemikalien durchgesetzt, da diese das Korallenwachstum behindern, das Erbgut schädigen und sogar tödliche Korallenbleiche hervorrufen können.

Wie stark sich die Verschmutzung auf das offene Meer auswirkt, ist noch nicht bekannt – für Seen und kleine Gewässer könnte es aber noch gravierender sein. In Österreich wird Sonnencreme bei Gewässerkontrollen nicht erfasst – deshalb gibt es zu wenig Daten und kaum Forschungsprojekte, die sich diesem Problem widmen. Hier, sowie in vielen anderen Bereichen, müsste das Vorsorgeprinzip stärker gelten, denn jede Art von UV-Filter wird nur sehr langsam abgebaut, bleibt lange in den Gewässern und kann sich über große Entfernungen ausbreiten. Auswirkungen der Klimakrise wie Hitze und Dürre könnten die Toxizität von Sonnencreme zusätzlich verstärken. Es braucht großflächige Studien über eine großen Zeitraum, die auch miteinander verknüpfte Ökosysteme beobachten, um das volle Ausmaß dieser Verschmutzung zu ermitteln.

Den zugehörigen Artikel „Sonnencreme: Schutz für die Haut, Gift für etliche Ökosysteme“ von Marlene Erhart vom 03.09.2022 findet ihr bei derstandard.

Nicht nur toxische Substanzen, Hitzewellen und Versauerung schaden Korallen, auch zu hohe Sauerstoffkonzentrationen sind schädlich für die Tiere. Davor können sie sich aber mit winzigen Flimmerhärchen schützen. Falls ihr unsicher über die Inhaltsstoffe eurer Kosmetikprodukte seid, könnt ihr diese mit der ToxFox-App überprüfen.

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