eine Zeichnung einer Tiefsee-Assel im Comic-Stil, die nach der Band Metallica bennat wurde, mit einem roten Schriftzug im Metallica-Stil

© Anna Frenkel / Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Pressemitteilung, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 27.02.2020

Senckenberger Tiefseeforscher ehrt mit der Benennung einer bislang unbekannten Art seine Jugendhelden

Senckenberg-Wissenschaftler Torben Riehl hat gemeinsam mit seinem Kollegen Bart de Smet von der Universiät Gent eine bislang unbekannte Krebsart aus dem nördlichen Pazifik nach der Heavy Metal-Band Metallica benannt. Der Frankfurter Forscher möchte mit der Benennung seine Jugendidole ehren und gleichzeitig Umweltbewusstsein wecken. Die neue Art wurde im Abyssal des Nordpazifiks im Rahmen einer Basisuntersuchung entdeckt, die in Zusammenhang mit umfangreichen Umweltverträglichkeits-studien für zukünftigen Tiefseebergbau steht. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „PeerJ“.

Metallica sind eine der erfolgreichsten Musikgruppen aller Zeiten, haben weltweit bislang über 125 Millionen Alben verkauft und füllen seit den 80ern große Stadien mit musikalischer Energie und ihren Fans – nun trägt ein neu entdeckter Tiefsee-Krebs ihren Namen. „Mit ihrer beeindruckenden Musik hat mich die Heavy Metal-Band den Großteil meines Lebens begleitet. Lieder wie ‚Master of Puppets‘ oder ‚One‘ sind Meisterwerke der Rockmusik und es begeistert mich daher riesig, die Band mit der Benennung einer neuen Art zu ehren“, erklärt Tiefseeforscher Dr. Torben Riehl vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Die neu beschriebene, wurmartige Krebsart Macrostylis metallicola stammt aus einem Gebiet zwischen Mexiko und Hawaii, der Clarion-Clipperton-Zone. Perfekt an die großen Tiefen von 4.132 bis 5.055 Metern und einem Druck von über 400 Atmosphären angepasst, lebt der nur bis zu 6,5 Millimeter lange Krebs unter Extrembedingungen, ohne Augen und Farbpigmente in absoluter Dunkelheit. Der Lebensraum der Tiere ist durch Manganknollen geprägt ¬– diese vor Jahrmillionen ausgebildeten, bis zu orangengroßen Konkretionen enthalten neben den Hauptbestandteilen Mangan und Eisen auch wertvolle Elemente, wie Kupfer, Kobalt und Nickel, sowie seltene Erden.
„Hierauf deutet auch der von uns gegebene Artname hin: Durch die Wortendung ‚-cola‘ bedeutet der Name in wissenschaftlicher Fachsprache so viel wie ‚Metall-Bewohnerin‘“, ergänzt Riehl und fährt fort: „Aufgrund seines Rohstoffreichtums könnten in dieser Meeresregion bald Manganknollen abgebaut werden, um die stetig wachsende Nachfrage nach bestimmten Elementen zu bedienen.“ Basisuntersuchungen sind unabdingbar, um den grundlegenden Umweltzustand zu verstehen, damit wissenschaftsbasierte Umweltmanagementpläne sowie Pläne zur Schadensminderung entwickelt werden können. Diese dienen dem Erhalt von Artenvielfalt, Ökosystemzustand und -funktionen.

Mit der Benennung der neuen Art möchte Riehl daher zum einen seine Jugendhelden ehren, zum anderen liegt ihm viel daran, Umweltbewusstsein zu fördern. „Der kontinuierlich steigende Bedarf an bestimmten Metallen, hervorgerufen durch gesellschaftliche Veränderungen, wie Populationswachstum, Urbanisierung und Energiewandel, führt zu einer Suche nach Rohstoffen auch in wissenschaftlich bislang unbekannte, schwer zu erreichende Teile der Erde, wie die Tiefsee. Kaum jemand weiß aber, dass in den großen, größtenteils unentdeckten Tiefen der Weltmeere unglaublich bizarre Kreaturen existieren, die noch niemand bislang gesehen hat – wie unser ‚Metallica-Krebs’. Sie sind Bestandteil eines Erdsystems, von dem wir alle abhängen – die Tiefsee spielt zum Beispiel eine Rolle für das Klima und die Nährstoffkreisläufe im Meer. Wir müssen daher dafür sorgen, dass ein Abbau der Manganknollen möglichst nachhaltig vollzogen wird, und zwar durch die Einrichtung vernünftiger Umweltmanagementpläne und Schutzgebiete, die auf den Erhalt von Biodiversität und Ökosystemfunktionen abzielen“, schließt der Tiefseebiologe.

Publikation
Torben Riehl & Bart De Smet (2020): Macrostylis metallicola spec. nov. – An isopod with geographically clustered genetic variability from a polymetallic-nodule area in the Clarion-Clipperton Fracture Zone. In: PeerJ. DOI: https://doi.org/10.7717/peerj.8621

Diese Pressemitteilung findet ihr auf der Website des Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. 

Wer mehr über das faszinierende Leben in den Tiefen der Meere erfahren möchte, kann einen Einstieg auf unserer Tiefseeseite finden. Im letzten Oktober hat die Senckenberg-Gesellschaft außerdem über die Bedrohung von Seesternverwandten durch den Tiefseebergbau aufmerksam gemacht. Wer mehr darüber erfahren möchte, der findet diese Pressemitteilung ebenfalls in unserem Blog.

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