Welche Trinkhalm-Alternative ist die beste?

Der Strohhalm, korrekter: der Plastiktrinkhalm, ist zum internationalen Symbol der Plastikflut geworden. Wir alle kennen die Bilder von qualvoll leidenden Schildkröten mit Trinkhalmen in der Nase, wir alle wissen, dass unsere Ozeane unter der Plastikflut allmählich ersticken. Niemand möchte Verursacher:in davon sein, Gewohnheiten aufzugeben fällt allerdings schwerer als gedacht.

Welche Alternativen gibt es?

Wir haben diese Tabelle im Rahmen unserer BLUE STRAW Kampagne entwickelt, mit der wir seit 2014 auf die Problematik von Single-Use-Items und der durch sie voranschreitenden Plastifizierung der Ozeane aufmerksam gemacht haben.

Seitdem hat sich viel getan, bei den Verbraucher:innen, den Hersteller:innen, der Politik, aber noch lange nicht genug.

Anhand des Halms lässt sich gut aufzeigen, worum es geht: vermeintlich kleine Entscheidungen und Verhaltensänderungen können viel bewirken, sie sind aber wirkungslos, wenn sie nicht eingebettet sind in ein Umdenken auf allen Seiten.

0. No Straw

0. No Straw

Die beste Alternative zum Plastiktrinkhalm ist: einfach keinen zu verwenden. Warum? Kein einziges Alternativprodukt kommt auch nur annähernd an den CO₂ Ausstoß von 0 Tonnen, den Verbrauch keiner einzigen Ressource und die Verschmutzung durch absolut nichts heran. Außerdem ist der ‘NoStraw’:

kompostierbar

recyclebar

wiederverwendbar

für Heiß- und Kaltgetränke

einfach zu reinigen

Fazit

Wenn es so einfach wäre, würde es diese Vergleichstabelle nicht geben. Manche Menschen wollen noch nicht ganz auf einen Trinkhalm verzichten (obwohl sie es könnten), andere allerdings können dies gar nicht: Für sie ist der Trinkhalm eine Möglichkeit, selbstständig, ohne auf Hilfe angewiesen zu sein zu trinken.
Beiden bieten wir mit unserer Tabelle weniger schädliche Alternativen.

Grundsätzlich gilt auch hier: Reduce, reuse, recycle. Unser Verhalten wirkt nicht nur auf uns selbst und unsere nächste Umgebung, sie wirkt auf Industrie und Politik – und hat es schon: Der Plastiktrinkhalm und andere Single-Use-Items werden weltweit zunehmend verboten.

Wir setzen unsere Aufklärungsarbeit fort und damit ihr uns dabei unterstützen könnt, haben wir einen ganz besonderen Shop eingerichtet: dort könnt ihr NoStraws packungsweise kaufen!

Vergleichstabelle

1. Maccheroni

1. Unser Favorit: Maccheroni

Nudeln als Strohhalm? 

Als Alternative sind Maccheroni tatsächlich unschlagbar. Man hat sie (zumindest in Süddeutschland) eh im Haus, sie geben überraschenderweise keinen Geschmack ab und sie halten erstaunlich lange in Flüssigkeiten, wenn sie aus Hartweizengrieß sind. Vor allem aber: sie regen an jeder Bar, die sie anbietet, auf jeder Party und jedem Kindergeburtstag, egal ob im Caipi oder in der Limo, zu Gesprächen zum Thema an.

kompostierbar

nicht recyclebar

nicht wiederverwendbar

nur für Kaltgetränke

nicht zu reinigen

macceroni von oben in Gefäß

Fazit

Die Vorstellung aus Maccheroni zu trinken, ist vielleicht etwas befremdlich, aber nach dem ersten Schmunzeln und dem ersten Schluck fragt man sich: Wieso habe ich das nicht immer schon so gemacht? Ich drehe den Einwegplastikproduzenten eine lange Nase und adressiere eins der größten Probleme dieser Zeit.

Die einzigen Wermutstropfen sind, dass wir dadurch die Einwegmentalität nicht in Frage stellen, geschweige denn ablegen, und dass sie eigentlich zum Essen gedacht sind. Wenn ich also nicht auf Trinkhalme angewiesen bin, zurück auf Null, sonst weiter.

2. Stroh

2. Zurück zum Ursprung: Stroh

Ihr stolpert wie wir über das Wort: Plastiktrinkhalm, weil wir alle Strohhalm sagen. Warum? Weil die ursprünglich aus Stroh waren. Es gibt sogar in unserem Team noch Menschen, die sich daran erinnern, als Kind aus echten Strohhalmen getrunken zu haben, aus was sonst. Inzwischen gibt es sie wieder, die Strohstrohhalme, allerdings musste das Stroh dazu erst wieder gezüchtet werden, weil das Getreide, das wir heute benutzen, kurz und kürzer werden musste, um dem Effizienzgebot zu genügen.

kompostierbar

nicht recyclebar

nicht wiederverwendbar

nur für Kaltgetränke

nicht zu reinigen

Fazit

Grundsätzlich ist der Anbau älterer Getreidesorten eine extrem wichtige Maßnahme im Kampf gegen Artensterben und ein wichtiger Bestandteil der Klimawandelanpassung. Daher befürworten wir den Anbau von Ur-Roggen, und damit auch die Herstellung von Strohstrohhalmen (auch weil wir dieses Wort lieben). Denn im Gegensatz zur Nudel ist der Strohstrohhalm (nochmal!) ein Up-Cycling Produkt, also eine Nutzung von dem was eigentlich als Müll betrachtet wird, und somit das Gegenteil von Lebensmittelverschwendung.

Doch der Anbau neuer Arten braucht Zeit, Erfahrung und den Willen. Und da das ungereinigte Naturprodukt aus gesundheitlichen Gründen unbedingt Bio sein sollte, wird Stroh immer eine hochwertige Wahl darstellen. Somit ist es allerdings auch unwahrscheinlich, dass Stroh im großen Comeback den Plastiktrinkhalm verdrängen wird.

3. Biokunststoff

3. Biokunststoff – aus der oder für die Natur?

Das Problem mit Biokunststoffen aller Art ist erstmal der Begriff. Ist Bioplastik nun biologisch abbaubar oder einfach nicht aus Erdöl, oder beides? Alles in allem ziemlich verwirrend. Grob gibt es zwei große, teils sich widersprechende Definitionen:

A. Biokunststoff, besser bio-basierend: nicht aus fossilem Kohlenstoff gemacht.

Wie in „aus der Biologie kommend“ (was ganz streng genommen auch für Erdgas- und öl gilt). Dabei unterscheidet man, je nach Ursprung, zwischen den Generationen

  1. aus Esspflanzen (was auch Genmais aus Monokulturen sein kann, „Bio“ hat hier also nichts mit biologischem Anbau zu tun [was definitiv nicht zur Verwirrung beiträgt])
  2. aus organischem Abfall
  3. aus Algen oder Seegras (auch Blue Bioplastic genannt)
  4. aus CO2 selbst (gewonnen zum Beispiel durch Direct-Carbon-Capture).
B. biologisch abbaubarer oder kompostierbarer Kunststoff: kann die Natur, ohne oder mit menschlichem Zutun, abbauen.

Hier wird nochmal unterschieden zwischen:

  1. biologisch abbaubarer Kunststoff, also jener, der irgendeinem Lebewesen als Nahrung dienen und somit wieder dem Kreislauf der Natur zurückgeführt werden kann.
  2. heimkompostierbarer Kunststoff, zwar theoretisch biologisch abbaubar, aber nur unter den Bedingungen eines vom Menschen errichteten Kompost, im heimischen Garten, oder:
  3. industriell kompostierbarer Kunststoff, nur unter sehr speziellen Bedingungen (in Industrieanlagen) zu Kompost werdende Kunststoffe.

 

 

theoretisch kompostierbar
– aber praktisch nicht!

nicht recyclebar

nur im privaten Gebrauch wiederverwendbar

für Heiß- (je nach Hersteller bis 45°C oder 95°C) und Kaltgetränke

nur im privaten Gebrauch
zu reinigen

Fazit

Eigentlich könnte Biokunststoff den perfekten Trinkhalm ermöglichen. So zumindest hat man sich das gedacht. Aus nachwachsenden Rohstoffen – und warum nicht gleich direkt aus CO₂ (davon haben wir eh zu viel) -, vollständig recyclebar und somit Wegbereiter für unsere Kreislaufwirtschaft, und falls doch mal was aus dem Kreislauf fällt, rasch biologisch abbaubar. Also ressourcenschonend, klimaschonend, naturschonend. Nicht umdenken müssen. Ideal.

Leider nein. Leider hat das nichts mit der Realität zu tun. Noch nicht und wenn je überhaupt, dann macht es nur Sinn im Rahmen eines grundsätzlich anderen Umgangs mit Ressourcen. Ja, wir sind angewiesen auf die Entwicklung neuer Technologien und Materialien, aber so gutgläubig wir zum Biokunststoffhalm greifen, zeigt eher, wie gerne wir glauben möchten, die Dinge ändern sich, ohne dass wir etwas ändern müssten.

4. Papier

4. Papier

Wenn es noch so weit zum idealen Biokunststoff ist, gibt es vielleicht eine industriell gefertigten Alternative für die Zwischenzeit. Ja, den Papierstrohhalm.

meistens nicht kompostierbar – nur bei lebensmittelechtem Klebstoff

nicht recyclebar

nicht wiederverwendbar

nur für Kaltgetränke

nicht zu reinigen

Fazit

Leider ist der Papierstrohhalm in zu vielen Fällen eine zu große Mogelpackung, als das wir ihn empfehlen könnten. Denn wie jeder weiß, Papier löst sich in Wasser auf. Die Lösung, den Papierhalm einfach mit viel Kleber und Beschichtung zu schützen, führt zu einem Albtraum für die Kreislaufwirtschaft. Sowohl Plastik, als auch das Papier werden somit zu wirklichen Einwegprodukten.

5. Bambus

5. Bambus – endlich nicht mehr Einweg?

Bis jetzt waren all unsere Alternativen ein Ersatz für den Einweghalm – aber immer noch Einweg. Könnte man nicht darüber hinaus denken, und einen wiederverwendbaren Halm schaffen, zum Beispiel aus Bambus?

kompostierbar – aber nur durch sehr langsame Verrottung

nicht recyclebar

im privaten Gebrauch
wiederverwendbar

nur für Kaltgetränke

nicht rückstandslos zu reinigen

Fazit

Der Grundgedanke eines wiederverwendbaren Trinkhalms ist an sich der richtige Weg (vorausgesetzt natürlich, dass man diesen auch häufig genug nutzt, um den Ressourcenaufwand zu rechtfertigen). Allerdings ist Bambus hierfür nicht die ideale Wahl. Durch die poröse Innenoberfläche saugt das Material nicht nur Rückstände auf, sondern auch Keime. Daher sind Bambusstrohhalme auch in der Gastronomie verboten. Hinzu kommt noch der hohe ökologische Fußabdruck durch den Transport aus China.

6. Glas

6. Glas

Wir trinken ja eh fast alles aus Gläsern. Glasflaschen, Weingläser, Trinkgläser, warum nicht auch Glashalme?

nicht kompostierbar

nur über Spezialentsorgung recyclebar –
kein Altglas!

wiederverwendbar

für Heiß- (Achtung evtl. Verbrennungsgefahr!) und Kaltgetränke

mit Spezialbürsten / Spülmaschine
zu reinigen

Fazit

Als wiederverwendbare Alternative ist bruchsicheres Glas eine gute Wahl. D

7. Metall

7. Metall

Nudeln als Strohhalm? Bitte?

Jap, tatsächlich schneidet die klassische italienische Hartweizen sehr gut ab und ist nur zu empfehlen.

nicht kompostierbar

recyclebar

wiederverwendbar

nur für Kaltgetränke –
Verbrennungsgefahr bei Heißgetränken!

mit Spezialbürsten / Spülmaschine
zu reinigen

Fazit

Doch wenn es so einfach wäre, würde es diese Vergleichstabelle nicht geben. Zwar ist der Verzicht auf einen Trinkhalm in 99,99% aller Situationen die beste Wahl, doch für manche Bevölkerungsgruppen und in manchen Situationen ist sie einfach: unzumutbar. Für einige unter uns ist der Trinkhalm ein Symbol der Freiheit. Nicht durch freizügige Partys, sondern durch das Gefühl überhaupt selbstständig trinken zu können. Sich ohne auf Hilfe angewiesen zu sein, am Leben zu halten.

Diese lebenspendende Rettung zu verdammen führt nicht weiter. Doch gleichzeitig ist sie keine Ausrede bei dem Status Quo zu bleiben. Viele auf Trinkhalme angewiesene Menschen wünschen sich selbst umweltschonendere Alternativen. Und hier können wir helfen. Durch unsere Nachfrage und klare Anforderung an die Industrie können wir die menschliche Innovationskraft in eine neue Richtung lenken. Eine,  die eine breite Palette lebensrettender Single-Use Items hervorbringt. Für alle Bewohner an Land und Lebewesen im Meer.

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