Ganz viele Wegwerfprodukte, wie Coffee-to-go Becher und Essensverpackungen liegen auf einem großen Haufen

© Jasmin Sessler / Unsplash

In vielen deutschen Städten hat die Nutzung und die anschließend rücksichtslose Entsorgung von Wegwerfartikeln und Einwegplastikprodukten ein erschreckendes Ausmaß angenommen.

„Der Trend zu mehr Wegwerfartikeln führt in manchen Städten zu einer regelrechten Müllflut, vor allem in öffentlichen Parks und auf belebten Straßen.“

Svenja Schulze, Bundesumweltministerin

Daher will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nun die Hersteller solcher Wegwerfprodukte an Stadtreinigungskosten beteiligen. Dafür will sie im Kreislaufwirtschaftsgesetz die Rechtsgrundlage für eine spätere Verordnung schaffen. Bisher mussten die Kommunen für die Kosten der Reinigung alleine aufkommen. Wie viel die jeweiligen Unternehmen berappen müssen, soll daran bemessen werden, wie viel die jeweiligen Kommunen für Reinigung, Sammlung, Transport, Behandlung, Personal und Sensibilisierungsprogramme bisher ausgegeben haben. Dies variiert anhand verschiedener Faktoren wie Ortsgröße, Jahreszeit oder Lage.
Die EU beschloss bereits im Mai eine Kunststoffrichtlinie, die Hersteller an den Reinigungskosten im öffentlichen Raum beteiligen soll. Durch ein neues Gesetz hofft Schulze langfristig auf ein Umdenken und die Bereitschaft zu Alternativen bei den Unternehmen. Produkte könnten demnach auch teurer werden, um die anfallenden Kosten zu decken – Schulze sieht das als einen Schritt für mehr Gerechtigkeit nach dem „Verursacherprinzip“.

Triumph für die Nachhaltigkeit?

Ob diese Maßnahme ein Triumph für die Nachhaltigkeit und Umwelt darstellt, ist jedoch in Frage zu stellen. Sicherlich ist der Ansatz, Unternehmen in die Reinigungskosten mit einzubinden kein Fehler, jedoch ist die Effizienz dahinter fraglich. Für viele Unternehmen werden voraussichtlich die zusätzlichen Kosten nicht hoch genug sein, um ihre Verpackungsstrategie grundsätzlich zu ändern. Viel mehr muss auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Alternativen umgestiegen werden. Zusätzlich tragen wir als Verbraucher durch unseren tagtäglichen Konsum jener Produkte stark zum Verpackungsproblem bei. Oft ist es Bequemlichkeit oder auch Unwissen, welches dazu führt, dass viele Verbraucher:innen immer wieder zu Einwegprodukten greifen. Nicht nur die Hersteller sondern auch wir Verbraucher haben die Verantwortung uns über Einfluss und Reichweite dieser Produkte bewusst zu werden und sie konkret zu meiden und zu boykottieren. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um einen Verzicht oder geringere Flexibilität im Alltag, sondern um vorausschauendes Handeln z.B. durch das einfache Mitführen von Alternativprodukten wie Baumwollbeuteln oder dem eigenen Kaffeebecher.

Den zugehörigen Artikel von Ekaterina Kel vom 12.08.2019 findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.

Mehr zur Vermeidung von Einwegplastik  findet ihr bei unserer BLUE STRAW Kampagne.

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