Mit dem vorliegenden Papier wenden sich die unterzeichnenden umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen (Brot für die Welt, BUND, DEEPWAVE, Deutsche Umwelthilfe, DNR, Environmental Justice Foundation, fair oceans, Forum Umwelt & Entwicklung, Greenpeace,...
Manganknollen sind durch die enthaltenen Metalle von hohem wirtschaftlichen Interesse und sollen in großem Maße kommerziell abgebaut werden. Ein solches Gerät – größer als ein Panzer – pflügt die oberen Zentimeter des Meeresbodens komplett um, und zerstört dabei das komplette benthische Ökosystem. In den 1970er- und 1980er Jahren wurden erstmals Versuche zum Abbau von Manganknollen gestartet und die Spuren davon sind immer noch zu sehen. Da Tiefseeorganismen durch einen zurückgefahrenen Stoffwechsel nur sehr langsam wachsen, wird damit gerechnet, dass das Ökosystem viele Jahrhunderte bis Jahrtausende braucht, um sich wieder zu erholen. Wie lange diese Erholung nach dem Abbau von Manganknollen dauert, soll ein Experiment mit künstlichen und gereinigten echten Knollen zeigen, die seit 2019 in 4500 Metern Tiefe im Pazifischen Ozean liegen. Das obere Bild zeigt das Experiment, welches dreißig Jahre lang durchgeführt werden soll.
Während in der Tiefsee die Zeit nur langsam vergeht, drängt sie an der Oberfläche. Da der Inselstaat Nauru durch eine Zweijahresfrist, ausgelöst durch einen Antrag im Sommer 2021, mit dem Abbau von Manganknollen beginnen möchte, muss die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA, engl: International Seabed Authority) bis zum Sommer über den kommerziellen Tiefseebergbau entscheiden. Die ISA ist verantwortlich für die Entscheidung, ob und wie Manganknollen und andere metallreiche Gesteine in internationalen Gewässern kommerziell abgebaut werden dürfen. Bisher wurden nur Lizenzen vergeben, um einen möglichen Abbau zu erforschen. Ohne eine Einigung bis zum Sommer gilt für Nauru das bis dahin ausgehandelte Recht – mit unvorhersehbaren Folgen für das Ökosystem.
Den zugehörigen Artikel „Folgen noch nicht abzusehen“ von Yasmin Appelhans, NDR vom 22.02.2023 findet ihr bei der tagesschau.
Hier findet ihr ein Interview über die Probleme des Tiefseebergbaus mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Eine neue Studie widerlegt das Hauptargument der Tiefseebergbau-Industrie, dass die Metalle aus den Manganknollen für einen Wandel hin zu E-Mobilität und grünen Technologien nötig sind.
Deutschland hat bereits bei den in Jamaika laufenden Verhandlungen im Rahmen der ISA eine „precautionary pause“ gefordert, da das vorhandene Wissen nicht ausreicht, um ernsthafte Umweltschäden durch den Tiefseebergbau auszuschließen.