Ein sehr persönlicher Bericht über das Forschungsschiff Poseidon, das Ende Januar 2020 von Sea-Watch gemeinsam mit dem Bündnis United4Rescue erstanden werden konnte, im Februar diesen Jahres auf den Namen Sea-Watch 4 getauft wurde und nun im Mittelmeer im...
Tag 4 Marine Litter Watch Expedition
Helgoland liegt ab 5 Uhr hinter uns und der Tag beginnt nach dem Sonnenaufgang gleich mit der Probennahme. Das Ziel ist es auf dem Transekt nach Borkum die Belastung durch den Schiffsverkehr zu dokumentieren. Das klingt in Tobias´Tagebuch (unsererm Bordfotografen) dann kurz und knapp so:
Donnerstag 2010-08-12
4:45 das Motorgeräusch weckt uns
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5:00 pünktlich legen wir ab und nehmen Kurs auf Borkum
8:00 wir erreichen den Schifffahrtshighway, Zeit für die erste Messstation des Tages,
Station 9 54°00.661 N 7°23.517 E wir nehmen Planktonproben mit dem 250my Netz, 5 bei 3 knoten Fahrt.
10:01 Station 10 53°52.993 N 7°04.680 E 5 Proben mit 250 my Netz
10:25 Station 11 53°52.577 N 7°03.290 E 25 min mit der Bordpumpe in 500my Netz gespült (4250 Liter)
11:58 Station 12 53°47.142 N 6°50.564 E 5 Proben mit 250 my Netz
13:52 Station 13 53°41.169 N 6°.34.900 E 5 Proben mit 250 my Netz
15:00 Daniel startet sein tägliches Müllmonitoring
. 20 min je Stunde den Müll im Bereich 0-3m auf einer Seite neben dem Boot
Daniel ist seit Mai Crewmitglied der Fleur de Passion. Beruflich Logistikmanager in einem Großbetrieb, widmet er seit vielen Jahren seine freie Zeit ökologischen Projekten
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16:00 Einfahrt ins Borkumer Hafenwasser, Seehund gesehen
16:30 Wir machen fest
17:00 Auf zur Strandprobe nördlich vom Yachthafen, dort Beachmonitoring auf 100 Meter und 1000 Meter. Wieder mal alles voll: vom Kinderwagen bis zur WC-Enten-Plastikflasche. Wo kommen all die Netze her?
19:00 Rückkehr vom Wattengang zur Niedrigwasserlinie. Olivier´s Geburstag, unser „Captain Sparrow“, wird zünftig mit einer Piratentorte gefeiert. Ich mus vorher noch die Proben bearbeiten…
Wie jeden Tag zuvor, war der Tag voll mit buntem Plastik… und mit vielem Zuspruch auch per Email oder durch die Medien, die das Thema und die Mission dieser Expedition als wichtig empfinden – und wir danken allen Mitstreitern an Land, ebenso wir der Antinea Foundation, die das Boot zur Verfügung stellt. Mit etwas mehr Budget hätten wir auch die Broschüre verteilen können, daher hier der Aufruf: Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.
Wir werden ausführlicher noch auf die Ergebnisse der Expedition eingehen. Doch gerade erreicht uns die Nachricht, dass wir die Route noch einmal ändern müssen und wir es nicht nach Emden schaffen können: die Strömungen lassen ein Segeln nicht zu. So bleiben wir erst einmal im Borkumer Hafen. Das gibt uns aber die Gelegenheit morgen früh die Westseite des Nordstrandes von Borkum zu beproben. Und die Insel-Zeitung und das Nationalparkamt warten auch schon auf einen Termin. Ein langer und spannender Tag geht damit zu Ende.
OG
Vielen Dank auch für die Berichte zu Tag 3 und Tag 4!
Ich denke, dass deutlich wurde, dass Plastikmüll in den Ozeanen nicht nur ein Problem des fernen Pazifik oder Atlantik ist, sondern auch quasi vor der Haustür im europäischen „Hausmeer“ Nordsee vorkommt.
Mich würde jetzt interessieren, ob man durch Strömungsanalyse bzw. Bestimmung einzelner Müllobjekte die Herkunft des Mülls zumindest grob bestimmen konnte/kann. Wenn man die Herkunft kennt, kann man nach lokalen und nationalen Lösungen suchen, mit denen der Mülleintrag in die Nordsee veringert werden kann und sich dafür einsetzen
Wir sollten auch über Lösungsansätze nachdenken, wie man den Müll aus dem Meer herausholen kann kann. Vorrangig sollten wir m.E. aktiv werden, um die Netze und Netzreste auf See und am Strand einzusammeln und zu entsorgen, weil die eine besondere Gefahr für Meerestiere darstellen.
Lieber Michael,
in der Tat hat uns die Menge an Fischernetzen und Co erschreckt. Es wird Zeit für ein „fishing for litter“- Program der deutschen Fischer!
LG OG