Plastic Pollution - wie wir die Meere mit Plastik vermüllen und wie nicht
Plastic State of Mind
Ben Zolno transportiert in seiner Parodie des Songs Empire State of Mind die klare Botschaft: „Ban single use plastic toxic bags“. Die Parodie fordert dazu auf, vor dem Einkauf an Mehrwegbeutel zu denken und sich an die demokratisch gewählten Repräsentanten zu wenden, die die Einwegtüten verbieten sollen.
Die Sängerin Jenni Perenz und der Rapper AshEl Eldridge verdeutlichen, dass uns unsere Bequemlichkeit letztendlich töten wird, denn bereits Babys tragen Schadstoffe in sich und wir nehmen weiteres Plastik täglich mit unserer Nahrung und durch die Luft auf. Zudem wenden sich die Künstler:innen an jede:n einzelne:n, da wir nämlich Plastik durch bewussten Konsum vermeiden können.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=koETnR0NgLY
Quelle:Ben Zolno auf YouTube
Meeresboden als Langzeitdeponie für Plastik
Pressemitteilung, 10.02.2016, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Kieler Meeresforscher untersuchen Abbau von Plastiktüten im Sediment
Gemeinsame Pressemitteilung des Exzellenzclusters ‚Ozean der Zukunft‘ und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel
Egal ob an den Küsten der Antarktis oder auf den Sedimenten der Tiefsee – es gibt mittlerweile kaum noch einen Ort auf der Erde, an dem kein Plastikmüll zu finden ist. Doch wie lange Kunststoffe in den Meeren verbleiben, bis sie abgebaut sind, ist bislang kaum untersucht. Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ hat jetzt die Veränderungen von handelsüblichen Polyethylen-Tüten mit denen von sogenannten kompostierbaren Plastiktüten in zwei für den Meeresboden typischen chemischen Umgebungen untersucht. Wie das Team in der internationalen Fachzeitschrift Marine Pollution Bulletin schreibt, haben Bakterien die kompostierbaren Tüten zwar deutlich schneller besiedelt. „Ein Abbau oder auch nur eine Veränderung des Materials war bei beiden Tüten nach hundert Tagen aber nicht feststellbar“, sagt Alice Nauendorf, Erstautorin der Studie.
Für die Untersuchungen hat das Team Sedimentproben aus der Eckernförder Bucht in der westlichen Ostsee genutzt. „In den oberen Schichten dieser Sedimentproben war noch Sauerstoff vorhanden, in den unteren nicht. Das ist typisch für Meeresböden weltweit“, erklärt die Meeresbiologin Nauendorf und ergänzt: „Diese Schichten unterscheiden sich auch in den Bakterienarten, die dort leben.“
In einem Laborexperiment wurden die beiden Tütensorten in jeweils sauerstoffhaltigem und sauerstoffarmen Sediment für rund hundert Tage eingelagert. Die sogenannte kompostierbare Tüte bestand nach Herstellerangaben aus biologisch abbaubarem Polyester, aus Maisstärke sowie aus nicht näher bezeichneten Inhaltsstoffen.
Anschließend nutzte das Team eine ganze Reihe von Analysemethoden wie hochpräzisen Gewichtsmessungen, die Fluoreszenzmikroskopie oder auch Rasterelektronenmikroskop-Untersuchungen, um mögliche Veränderungen des Materials nachzuweisen. „Wir konnten deutlich sehen, dass die kompostierbaren Tüten stärker mit Bakterien besiedelt waren – in den sauerstoffhaltigen Schichten fünfmal stärker, in den sauerstofffreien Schichten sogar achtmal stärker als die Polyethylen-Tüte“, sagt Nauendorf.
Gleichzeitig zeigten die Untersuchungen aber auch, dass sich das Material beider Tüten in den Hundert Tagen des Versuchs nicht verändert hat. „Es gab weder eine Gewichtsabnahme noch chemische Veränderungen. Demnach hat also kein Abbau stattgefunden“, betont Prof. Dr. Tina Treude, Hauptautorin der Studie, die mittlerweile an der University of California , Los Angeles (UCLA) arbeitet. Der genaue Grund für die unterschiedliche Besiedlung mit Bakterien blieb noch offen. „Wir konnten in der Polyethylen-Tüte einen antibakteriellen Stoff nachweisen. Möglicherweise hat er eine intensivere Besiedlung durch Bakterien unterbunden“, so Nauendorf.
Doch trotz der noch offenen Fragen zeigt der Versuch, dass Plastikabbau in den Sedimenten der Meere – wenn überhaupt – nur sehr langsam vonstattengeht. Auch die Besiedlung mit Bakterien ist offensichtlich keine Garantie für die chemische Umsetzung eines Stoffes. „Die Studie legt die Befürchtung nahe, dass die Sedimente der Meere eine Langzeitdeponie für Plastikmüll werden können. Was das mit den Ökosystemen der Meere macht, müssen zukünftige Studien noch zeigen“, sagt Professorin Treude.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Hier findet ihr die zugehörige Studie.
Nicht nur größere Plastikteile, auch Mikroplastik belastet den Meeresboden noch stärker, als bisher angenommen. Auf der anderen Seite wurde in einer Studie gezeigt, dass Plastikmüll am Meeresboden als neuer Wohnort für einige Tiere dienen kann. Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass diese neue Besiedelung starke Auswirkungen auf das Ökosystem hat.
Bioplastik ist nicht immer „grün“
Pressemitteilung, 22.10.2010, pressetext
Gesamter Lebenszyklus genauso schädlich wie bei Erdöl-Polymeren
(pte021/22.10.2010/13:40) – Plastik, das aus Pflanzenbasis hergestellt wurde, ist mindestens genauso umweltschädlich wie Kunststoffe aus Erdöl. Das zeigt sich, wenn man sowohl die Nachhaltigkeit des Materials selbst als auch den Lebenszyklus der nötigen Ressourcen berücksichtigt, kommen Forscher der University of Pittsburgh http://www.pitt.edu in der Fachzeitschrift „Environmental Science & Technology“ zum Schluss.
Zwar haben Biopolymere den Vorteil, dass sie biologisch abbaubar und weniger toxisch sind und erneuerbare Ressourcen verwenden. Was ihre Gesamtbilanz aber zunichte macht, ist die Herstellung der Ausgangsstoffe. „Die Landwirtschaft und die chemische Verarbeitung, die zur Produktion nötig sind, verschlingen ebenfalls Energie und setzen Unmengen an Düngemittel und Pestiziden in die Umwelt frei“, berichtet Studienleiter Michaelangelo Tabone.
Umwelt leidet an Produktion
Die Forscher untersuchten dazu zwölf verschiedene Polymere, die als Grundlage Zucker und Maisstärke (PLA-NW und PLA-G), Maisstängel (PHA-S), Maiskörner (PHA-G), Erdöl (PVC, PC, HDPE, PET, LDPE) oder Propengas (PP) verwenden sowie auch eine Hybridplastik, die sowohl auf Erdöl als auch Pflanzen basiert (B-PET). Zunächst analysierten sie den gesamten Lebenszyklus einer 30 Gramm schweren Kugel des jeweiligen Polymers in Hinsicht auf Umwelt, Gesundheit, Energieeinsatz, Rohmaterialien und zur Produktion nötige Chemikalien. Dann prüften sie, wie verträglich und energieintensiv das Endprodukt und dessen Abbau ist.
Jedes Bioplastik hat ihre Tücken, so das Ergebnis. Alle Biopolymere überdüngen die Gewässer und zerstören die Ozonschicht. Zwei der Maisvarianten tragen maßgeblich zur Versäuerung der Umwelt bei, jene auf Maiskörner-Basis braucht zudem beträchtliche Mengen fossiler Treibstoffe. Selbst im Vergleich der krebserregenden Inhaltsstoffe liegt Bioplastik nur im Mittelfeld. Insgesamt am schlechtesten schnitt Hybrid-Plastik ab, das laut den Forschern alle möglichen Nachteile sowohl der Erzeugung als auch der Abbaubarkeit in sich vereint.
Besser vermeiden als ersetzen
Umweltexperten sehen die Suche nach dem am wenigsten umweltschädlichen Kunststoff mit Skepsis. „Die Frage sollte bereits lauten, ob wir diese kurzlebigsten Verpackungsstoffe überhaupt brauchen“, kritisiert Markus Meissner vom österreichischen Ökologieinstitut http://www.ecology.at gegenüber pressetext. Bioplastik sei derzeit noch teuer, werde jedoch von Lebensmittelketten bereits für erste Produktverpackungen verwendet. „Man ersetzt ein Einwegprodukt durch ein anderes. Den ernormen Entwicklungsaufwand dafür sollte man besser für Abfallvermeidung und Wiederverwendung einsetzen“, so der Experte für Ressourcenmanagement.
Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2008 hat das Ökologieinstitut mit dem deutschen Öko-Institut und der Schweizer carbotech AG die von den Veranstaltern als „umweltfreundlich“ beworbenen Getränkebecher aus Maisplastik untersucht. Die ökologische Nutzen der biologischen Abbaubarkeit ist zu vernachlässigen gegenüber dem Erzeugungsaufwand, so das Ergebnis (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/080110025/ ).
Diese Pressemitteilung findet ihr bei pressetext.
In einer anderen Studie wurde der Abbau im Meer von Bioplastik mit dem von Plastik aus Erdölbasis verglichen – Unterschiede wurden erschreckend wenige festgestellt.
UN-Meereskonferenz in Indonesien
Rund 1000 von der UN eingeladene Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und NGOs aus 72 Nationen diskutieren auf der UN-Weltmeereskonferenz in Indonesien über die Verschmutzung der Meere durch Müll und Abwässer sowie über mögliche Lösungsansätze. Die Probleme, die Plastikmüll im Meer verursacht, sind hinreichend bekannt: Er wird von Tieren aufgenommen, die mit vollem Magen verhungern. Doch das Problem wird durch den Zerrieb des Plastiks im Meerwasser noch verstärkt, es entsteht Mikroplastik. Dadurch wird die Gesamtoberfläche stark vergrößert, Zusatzstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel werden freigesetzt und Chemikalien und Gifte wie DDT und PCB vom Mikroplastik leichter aufgenommen. Fische, Muscheln und Würmer fressen dieses Mikroplastik, da sie es mit Plankton verwechseln, und wer als Mensch Fisch konsumiert, nimmt somit ebenfalls Plastikpartikel und angereicherte Chemikalien auf. Das Plastik wird Teil der Nahrungskette.
Aber auch über die in die Ozeane geleiteten Abwässer sollten wir uns Gedanken machen, denn bisher ist der Medikamenten- und Düngemitteleintrag zu hoch. Durch die erhöhte Nährstoffkonzentration an den Küsten kommt es zu einer verstärkten Algenblüte. Wenn diese Algen anschließend absterben, verbrauchen sie dabei Sauerstoff, die Folge sind sogenannte Todeszonen, in denen nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist, sodass kein bis kaum Leben möglich ist. Medikamente wie die Antibabypille oder Antidepressiva wirken schon bei sehr geringer Konzentration und schaden ebenfalls den Organismen.
Die UN-Meereskonferenz will nun Lösungsansätze erarbeiten, die den Schadstoffeintrag in die Ozeane stoppen sollen. Dazu gehört eine revolutionierte Landwirtschaft und eine aufgeklärte Gesellschaft, sowie einzelne Verbote und Richtlinien.
Den Artikel Rettung der Ozeane von Dagmar Röhrlich vom 14.05.2009 findet ihr beim Deutschlandfunk.
Nicht nur die Meere leiden unter der Plastikflut. Unser Blogbeitrag Zu viel Mikroplastik im Boden von 25.03.2019 verdeutlicht, dass Kunststoffe auch an Land und in der Luft Probleme verursachen.