Politik

Um die systematische Zerstörung der Ozeane zu verhindern, müssen wir uns gemeinsam dafür entscheiden.
Jeder für sich und alle zusammen als Teil von Politik und Wirtschaft.

NABU: Bundesregierung tut zu wenig gegen das Artensterben

Pressemitteilung, NABU, 13.11.2018

Tennhardt: Biodiversitätskonferenz muss neue Artenschutzpolitik auf den Weg bringen

Berlin/Sharm-el-Sheich – Zum Auftakt der UN-Konferenz gegen das Artensterben im ägyptischen Sharm-el-Sheich (bis 29.11.) kritisiert der NABU die Bundesregierung für ihr Vorgehen bei der EU-Agrarpolitik. „Deutschland wird sich auf der globalen Bühne erneut als Vorreiter des Naturschutzes rühmen und auf seine Finanzhilfen für Naturschutzprojekte in aller Welt verweisen. Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundesregierung in den EU-Agrarverhandlungen drauf und dran ist, das Insektensterben weiter zu beschleunigen. Europa trägt mit seiner Landwirtschaftspolitik eine wesentliche Mitschuld am weltweiten Verlust der Biodiversität“, sagt NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. „Der dringend notwendige Aufbruch für die Rettung der Artenvielfalt kann nur gelingen, wenn in Sharm-el-Sheich eine neue Biodiversitätspolitik auf den Weg gebracht wird, und die Regierungen zuhause auch entsprechend handeln. Es gibt keinen zweiten Planeten Erde.“

Der NABU zielt mit seiner Kritik auf die Agrarpolitik der EU. Die EU-Kommission will das gegenwärtige zerstörerische Modell von Futtermittelimporten und Fleischexporten beibehalten, das zu Lasten von Regenwäldern wie auch heimischen Grünlands geht. Doch bisher ist von der zuständigen Ministerin Julia Klöckner kein Widerspruch zu hören. Tennhardt: „Durch das Wegducken in den Agrarverhandlungen macht sich die Ministerin mitverantwortlich für das dramatische Ausbluten der Natur in den ländlichen Räumen.“

Bereits bis 2020 wollte die Weltgemeinschaft das Artensterben nicht nur stoppen, sondern eine Erholung vieler Bestände an Tieren und Pflanzen einleiten. Doch die meisten der im Jahr 2010 auf der 10.Vertragsstaatenkonferenz im japanischen Nagoya gesteckten Teilziele werden aller Voraussicht nach verfehlt.

„Der Naturschutz kommt dann voran, wenn es einen politischen Willen gibt. Das ist leider bisher nur dort der Fall, wo es möglichst niemandem weh tut und wenig kostet“, so Konstantin Kreiser, NABU-Experte für Globale Naturschutzpolitik. „In Europa haben wir mit Natura 2000 ein erstklassiges Netz an Schutzgebieten und liegen bei der Flächenabdeckung auf Kurs. Jedoch existieren viele Gebiete nur auf dem Papier, es fehlt an Geld und Schutz.“ Gegen Deutschland laufen derzeit mehrere Verfahren der EU-Kommission dazu. Laut Angaben der Bundesregierung fehlen für Natura 2000 und andere Maßnahmen fast 900 Millionen Euro im Jahr. „Es wäre ein leichtes, diese aus dem fast 60 Milliarden schweren EU-Agrarbudget zu nehmen.“ Mit dieser Finanzierung könnten Landwirte für die Anlage von Brut- und Nahrungsplätzen für Vögel und Insekten honoriert werden.

Hintergrund: Vor Beginn der UN-Biodiversitätskonferenz kommen am 14. November im ägyptischen Sharm-El-Scheich hochrangige Regierungsvertreter aus nahezu allen Staaten der Welt zusammen, darunter 80 Umweltminister. Unter dem Motto „Investieren in die Biodiversität – für die Menschheit und den Planeten“ beraten sie zwei Tage lang über Wege den Schutz der Artenvielfalt in die Bereiche Energie, Bergbau, Infrastruktur, Industrie und Gesundheit zu integrieren. Bei der letzten Vertragsstaatenkonferenz vor zwei Jahren in Mexiko ging es vorrangig um die Sektoren Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. In Ägypten wird zudem eine Abschlusserklärung der Regierungen erwartet, die Wege für ein neues globales Abkommen im Kampf gegen das Artensterben aufzeigen soll. Dieses soll im Jahr 2020, auf der nächsten UN-Biodiversitätskonferenz in Peking verabschiedet werden.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU.

Nicht nur Insekten, auch viele weitere Tier- und Pflanzenarten sind bedroht. Um diese nicht zu vergessen, wurde alljährlich, am 3. März, der Tag des Artenschutzes eingeführt.

Aktuelle Informationen über Natura 2000 findet ihr hier.

Weddellmeer: Pläne für größtes Meeresschutzgebiet gescheitert

Mehrere Pinguine stehen auf einer Eisscholle im Weddellmeer

© Sarah N / Pixabay

Das Weddellmeer ist das größte Randmeer der Antarktis und bietet einen einzigartigen Lebensraum für etwa 14.000 verschiedene Tierarten, darunter Blauwale, Buckelwale, diverse Seevögel, Kaiserpinguine und Orcas, die sich von den großen Krill- und Fischvorkommen ernähren. Unterstützt durch die jahrelangen fachlichen Vorbereitungen von Wissenschaftler:innen des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung hat Deutschland jetzt erneut einen Antrag gestellt, um das Weddellmeer zum Meeresschutzgebiet erklären zu lassen – es wäre damit das größte Schutzgebiet der Welt gewesen. Doch durch eine Blockade von China und Russland kann dieses Vorhaben vorerst nicht in die Tat umgesetzt werden. Bis jetzt konnte sich das Weddellmeer gut selbst schützen, denn die massiven Eisschichten hindern Fischfangflotten daran, in das Meer zu gelangen. Aufgrund der steigenden Wassertemperaturen, dem Meereisverlust und der immer moderneren Technik ist es allerdings fraglich, wie lange sich dieses Ökosystem noch selber schützen kann.

Den zugehörigen Artikel „Pläne für größtes Meeresschutzgebiet gescheitert“ vom 02.11.2018 findet ihr bei Zeit Online.

EU-Parlament stimmt für Verbot von Wegwerf-Plastikprodukten

Die neuste Pressemitteilung der EU zum Thema Verbot von Einwegplastikverpackungen ist gerade veröffentlich worden. Darin ist zu lesen, dass das EU Parlament nun den von der Kommission eingereichten Vorschlag zur Reduzierung von Einwegplastik angenommen hat. Dies ist tatsächlich ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, um weitere Verschmutzung der Meere zu verhindern. Aber ein Grund in Jubelschreie auszubrechen, ist es mit Sicherheit nicht. Zum einen beinhaltet die Entscheidung des EU Parlaments noch keine praktischen Konsequenzen. Erst müssen sich noch die EU-Staaten im Ministerrat auf eine gemeinsame Linie zu dem Gesetzesvorschlag einigen. Laut Pressemitteilung würden die neuen Regeln zwei Jahre nach Verabschiedung durch Rat und Parlament in Kraft treten, also voraussichtlich frühestens 2021. Es ist also noch ein langer Weg bis dorthin.

Zum anderen kann man sich fragen, wie effektiv neue Verordnungen sein werden, wenn die Pressemitteilung auch Sätze wie den folgenden bereithält: „Wenn günstige Alternativen zur Verfügung stehen, sollen demnach die zehn Einwegkunststoffprodukte vom Markt genommen werden, die am häufigsten in den Ozeanen landen.“ Und wenn keine geeigneten „günstige Alternativen“ zu beispielsweise Plastiktrinkhalmen zur Verfügung stehen? Darf man dann einfach weiterhin Einweg-Plastiktrinkhalme verwenden, weil die möglichen Alternativen nicht so günstig und praktisch handhabbar sind? Berichterstatterin und Mitglied des Europäischen Parlaments Frédérique Ries äußerte sich zu diesem Thema: „(…) the member states have many options to choose from. It is up to them to choose wisely and up to us to keep pushing for more. “

Dennoch freuen wir uns sehr, dass der Vorschlag der Kommission nun tatsächlich in ein Gesetz münden wird und dass das Thema Meeresschutz inzwischen auch eine Bedeutung auf EU Ebene gewonnen hat. Und auch wir werden auf keinen Fall jetzt die Hände in den Schoß legen, denn durch die Entscheidung des EU Parlaments ist das Plastik-Problem keinesfalls gelöst! Siehe auch unsere BLUE STRAW Kampagne: https://www.deepwave.org/bluestraw-kampagne/

Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.

Pressemitteilungen der EU und weitere Infos findet ihr hier: http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20181009IPR15501/plastic-oceans-meps-back-eu-ban-on-polluting-throwaway-plastics-by-2021

https://ec.europa.eu/germany/news/20181025-eu-parlament-plastikprodukte-verbot_de

Der 6. Runde Tisch Meeresmüll

Der Runde Tisch Meeresmüll (https://muell-im-meer.de/) bringt Vertreter von Umweltschutzorganisationen, Instituten, Industrie und Wirtschaft an einen Tisch und wird vom Niedesächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und dem Umweltbundesamt ausgerichtet.

Die zweitägige Konferenz fand dieses Jahr vom 29. bis 30. August in Hannover statt, wobei see- und landbasierte Einträge behandelt wurden. In diesem Rahmen wurden aktuelle Projekte, Maßnahmen und Vorschläge vorgestellt, diskutiert und bearbeitet. Dabei wurden beispielsweise der Legislativvorschlag der EU Kommision zur Kunststoffstrategie, der Verzicht von Dolly-Ropes oder die Vermeidung des Einsatzes von primären Mikroplastikpartikeln besprochen.

DEEPWAVE hat die Gelegenheit genutzt und zum Thema Substitution von Alltagsgegenständen die BLUE STRAW Kampagne vorgestellt, sowie sich einen Überblick über die politische Situation verschafft.

Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu

Ein kleiner grüner Busch wächst aus einem komplett trocken und rissigen Boden

© naturfreund_pics / Pixabay

Die Autorin Carolin Emcke erzählt von dem früheren allgegenwärtigen Gedankenspiel ihres Vaters, wie es wäre, auszuwandern. Die Idee von einem Ort, an dem man frei und ohne Sorgen leben kann. Damit bezog er sich auf Kriege, Konflikte und repressive Regime, die regional begrenzt waren.

Die Auswirkungen der Klimakrise machen aber auch vor Grenzen nicht halt. Die nördliche Hemisphäre litt in diesem Jahr unter der schlimmsten Trockenheit seit 2003, sichtbar durch die großflächigen Waldbrände, nicht nur in südlichen, warmen Regionen, sondern auch hier in Deutschland, in Brandenburg.

„[…] in diesem Sommer ist spürbar, was das Anthropozän heißt: Es gibt keine unberührte Natur mehr, es gibt keine Gegenden mehr, in denen die physikalischen Spuren des Menschen nicht lesbar wären, die immer schnellere Erderwärmung, die Übersäuerung der Ozeane, das Abschmelzen der arktischen Eisschilde, das massive Artensterben zeigen sich weltweit und lokal zugleich. Da hilft kein Eskapismus, denn es gibt kein territoriales Außen des Klimawandels.“

Die Klimakrise denkt nicht in politischen Amtszeiten und nach vier Jahren können wir nicht einfach eine andere Richtung wählen. Die Politik kann sich ihre Passivität schon lange nicht mehr leisten, die Dringlichkeit zum Handeln wird mit jedem Tag größer. An Wissen und Möglichkeiten fehlt es nicht. Es stellt sich nur die Frage, ob und wann das Bewusstsein für die ökologische Bedrohung auch in der Politik ankommt.

Den zugehörigen Artikel „Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu“ von Carolin Emcke vom 05.08.2018 findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.

NGOs fordern von der ISA eine Kehrtwende

Hauptsitz der ISA: Kastenförmiges hellbraunesGebäude

© CC BY-SA 3.0 / Wikimedia Commons

Anlässlich des Treffens der International Seabed Authority (ISA) in Jamaika haben 45 Naturschutzorganisationen die Nationalregierungen aller Länder zum Umdenken in Bezug auf den Tiefseebergbau aufgerufen. Im Rahmen der Bemühungen für eine nachhaltige Wirtschaft ergibt es keinen Sinn, neue Projekte anzugehen, die die Umwelt zerstören, denn die wirtschaftliche Erschließung der Tiefsee zerstört einen Großteil der Biodiversität.

Environmental groups call for a U-turn on deep sea mining

Pressemitteilung, 03.07.2018, Seas at Risk

As the International Seabed Authority (ISA) gathers in Jamaica, environmental organisations are calling on governments to wake up to the irreversible harm that deep sea mining will inflict, not only to marine ecosystems but also to global efforts to transition to a sustainable economy. In a joint statement to the ISA, 45 organisations, including Greenpeace and Seas At Risk, warn of significant loss of biodiversity if the world’s seabeds are opened up to mining.

“Humanity depends on healthy oceans. Sending huge machines to the bottom of the sea to rip up the ocean floor will have devastating effects. Deep sea mining could wipe out species and ecosystems before we even know them.” said David Santillo, a scientist at Greenpeace International. The letter states that deep sea mining is contradictory to the UN sustainable development commitments, particularly goals on healthy oceans and sustainable consumption and production. The groups also question industry claims that deep sea mining is needed:

“We risk squandering one of our most precious ecosystems, which has a vital role to play in the health of our planet, for an obsolete dream of boundless growth,” states the letter. “It is time we learn to use minerals in a responsible and efficient way, instead of digging up the deep sea to fuel a throwaway economy which turns metals into waste on a large scale,” said Ann Dom, deputy director of Seas at Risk. The civil society organisations argue the ISA should focus its mission on protecting the deep sea, defined by the United Nations as ‘common heritage of mankind’.

The NGOs are calling on the ISA to end the granting of contracts for deep-sea mining exploration and to not issue contracts for exploitation. The groups are also concerned about the lack of transparency and shortage of environmental expertise in the ISA and demand a full and public process to assess the potential impact of deep sea mining.

Diese Pressemitteilung vom 03.07.2018 findet ihr bei Seas at Risk.

Auch Greenpeace war an dem Aufruf an die ISA beteiligt und greift die Forderungen in seinem Artikel Deep sea mining decisions: Approaching the point of no return von Sebastian Losada und Pierre Terras vom 23.03.2018 detaillreich auf. Außerdem antwortet er auf die Argumente von Befürwortern des Tiefseebergbaus.

In unserem Blogbeitrag IUCN Bericht: Die Zukunft des Tiefseebergbaus stellen wir ebenfalls die Folgen des Tiefseebergbaus und die notwendigen Kontollmechanismen vor.

Zero-Waste: Vancouver verbietet Einwegplastik

Skyline Vancouvers vom Wasser mit rosanen Wolken hinter den Gebäuden

© 12019 / Pixabay

Vancouver ist die erste Stadt in Kanada, die ab Juni 2019 Plastikhalme, Styroporbecher und To-Go Behälter verbietet. Das ist ein großer Schritt für die Stadt in Richtung ihrer „Zero-Waste“ Strategie, die sie bis 2040 erreichen möchte. Und das Problem ist sehr groß: Jede Woche landen allein 4,6 Millionen Plastikbecher und -tüten im Müll, wovon Einwegverpackungen etwa 50 Prozent des gesamten Mülls ausmachen. Die finanzielle Folge ist, dass der Staat jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Dollar Steuergelder dafür ausgibt, die Umwelt sauber zu halten.

Im Rahmen der Zero-Waste Strategie hat sich Vancouver nicht nur der Vermeidung von Plastikmüll sondern von Müll im allgemeinen verschrieben. Bis 2040 sollen die Menschen keine Lebensmittel mehr wegwerfen und unbrauchbare Lebensmittel sollen kompostiert oder zu Öl verarbeitet werden. Die Stadt will zudem die Langlebigkeit von Produkten durch Reparaturen fördern und dazu anregen, Güter möglichst mit anderen Haushalten zu teilen. Durch diese Maßnahmen soll der Konsum eingeschränkt werden. Nun ist zu hoffen, dass die Zero-Waste Strategie bald Nachahmer findet und Vancouver bis 2040 seine Ziele erreicht.

Den Artikel Vancouver will be the 1st Canadian city to ban plastic straws, foam cups and foam containers von Josh Duncan vom 17.05.2018 findet ihr bei Kelowna Now.

Den vollständigen Bericht zur „Complete Zero Waste 2040“ Strategie findet ihr in diesem PDF.

Auch DEEPWAVE setzt sich mit der BLUE STRAW Kampagne und dem NoStraw-Shop für ein Ende der Wegwerfprodukte ein.

Allianz für Ozeanforschung: Eine Nasa für die Meere


© Maike Nicolai / GEOMAR (CC BY 4.0)

Die Union und SPD wollen, laut Koalitionsvertrag, eine Allianz der Ozeanforschung errichten. Ziel ist es, die Forscher:innen und Kapazitäten der verschiedenen Küsten- und Meeresforschungsinstitute in Deutschland für bestimmte Forschungsgebiete langfristig zusammenzubringen, denn es gibt zwar Kooperationen zwischen den Instituten, doch die eigenen Forschungsdaten werden nicht immer zur Verfügung gestellt. Durch ein zentrales Daten- und Rechenzentrum können die Institute ihr Wissen teilen und gemeinsam große Projekte angehen. Ein gemeinnütziger Verein soll die Zusammenarbeit der Einrichtungen koordinieren.

Den zugehörigen Artikel von Matthias Kirsch vom 14.02.2018 findet ihr bei der shz.

 

Neuer Anlauf für Meeresschutz um Antarktis

Weddell-Meer, ein gewaltiger Eisberg ragt aus dem Meer. Am Himmel bilden sich dicke Wolken

© 66 North / Unsplash

Pressemitteilung, 17.07.2014, WWF

Neuer Bericht fordert umfassenden Schutz des Weddell-Meeres

Um die Antarktis soll ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten entstehen. Vor diesem Hintergrund hat die Antarctic Ocean Alliance (AOA) heute ihren neuen Bericht „Vermächtnis des Südlichen Ozeans: Eine Vision für den Schutz des Weddell-Meeres“ (Antarctic Ocean Legacy: Towards Protection of the Weddell Sea Region) veröffentlicht. Dieser Bericht soll einen wichtigen Beitrag leisten zu den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Bemühungen, eines der letzten weitgehend intakten Ökosysteme der Erde – das Weddell-Meer südlich des Atlantischen Ozeans – effektiv zu schützen. Derzeit erarbeiten Deutschland und Russland gemeinsam einen Vorschlag für ein Meeresschutzgebiet in dieser Region. Der Bericht ist ein Teil des Vorschlags der AOA zur Schaffung von Meeresschutzgebieten (MSG) und Fangverbotszonen in 19 Regionen rund um die Antarktis.

„Deutschland hat die ökologische Bedeutung des Weddell-Meeres erkannt und führt gemeinsam mit Russland den Prozess an, der den Schutz dieser überaus wichtigen Region zum Ziel hat. Die AOA unterstützt diese Zusammenarbeit und begrüßt die Zusage Russlands für die Schaffung von Meeresschutzgebieten“, sagt Onno Groß von der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE.

Durch Schutzmaßnahmen für die im neuen AOA-Bericht besonders hervorgehobenen Regionen und durch Beachtung des Vorsorgeprinzips kann die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources – CCAMLR) Bereiche schützen, die insgesamt ein breites, repräsentatives Spektrum an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen im Weddell-Meer umfassen – von der oberen Zone der Wassersäule bis zum Meeresboden –, darunter wichtige Biodiversitäts-Hotspots.

„Große, vollständig geschützte Fangverbotszonen sind ein unerlässliches Mittel zur Wahrung der unglaublichen Biodiversität des Weddell-Meeres“, betont Andrea Kavanagh, die für The Pew Charitable Trusts die Kampagnenarbeit für Fangverbotszonen koordiniert. „Die Mitgliedsstaaten der Kommission haben die Aufgabe, umfassende Schutzmaßnahmen für die Gewässer rund um die Antarktis zu erlassen, aber bis heute ist es ihnen trotz mehrjähriger Verhandlungen und Diskussionen nicht gelungen, Schutzzonen für das Ross-Meer und die Ostantarktis auszuweisen. Wir begrüßen die Zusammenarbeit Deutschlands und Russlands am Vorschlag zum Weddell-Meer und hoffen, dass hierdurch für die Sitzung der Kommission kommenden Oktober ein Ende des bislang herrschenden Stillstands signalisiert wird.“

Das eisbedeckte, wilde und abgelegene Weddell-Meer ist für Menschen oft unzugänglich. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch mit zunehmender Forschungstätigkeit das vielseitige Bild eines äußerst lebendigen marinen Ökosystems herausgebildet, das von Strömungen, Formationen am Meeresgrund und Eis gezeichnet wird.

„Die Einrichtung eines Netzwerks von Schutzgebieten im Weddell-Meer kann dazu beitragen, dass die Krill-Bestände und Tiere der oberen trophischen Ebene wie Wale, Robben und Kaiserpinguine weiter gedeihen. Zudem dient ein solcher Schutz der Steigerung der Widerstandsfähigkeit dieser Region gegen die Versauerung des Ozeans, den Klimawandel und steigende Fischereiinteressen“, so Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF.

Der Bericht macht deutlich, dass das Weddell-Meer besonders anfällig ist für Schäden, die durch den Klimawandel und die Versauerung des Ozeans verursacht werden, und führt Beispiele für Veränderungen an, die schon heute zu beobachten sind, darunter ein scharfer Kontrast zwischen dem westlichen und dem östlichen Sektor. Im neben der westlichen Antarktischen Halbinsel gelegenen westlichen Sektor, der zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde zählt, geht die Erwärmung mit einem Rückgang des Meereises einher. Im östlichen Sektor dagegen nimmt das Meereis seit Jahrzehnten zu und trägt entscheidend zur allgemeinen Steigerung der Ausdehnung des Meereises im Südlichen Ozean bei.

„Die Schaffung neuer MSG in wichtigen Ökosystemen wie dem Weddell-Meer ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg hin zu einer Steigerung der Widerstandsfähigkeit des Südlichen Ozeans, der der Antarktis angesichts des drohenden Klimawandels wesentliche Unterstützung bieten kann“, so Fabian Ritter von Whale and Dolphin Conservation (WDC).

Die AOA ruft alle Staaten, die der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) angehören, dringend dazu auf, 2014 weiträumige, dauerhafte und durch ökologische Vielfalt gekennzeichnete MSG in der Ostantarktis und dem Ross-Meer zu schaffen. Daneben appelliert die AOA an Russland und Deutschland, einen fundierten Vorschlag für Meeresschutzgebiete im Weddell-Meer im Jahr 2015 vorzulegen. Dies sind unerlässliche, visionäre Schritte zur rechten Zeit auf dem Weg hin zur Schaffung eines Netzwerks von MSG und Fangverbotszonen im Südlichen Ozean, die den bis heute gemachten Zusagen der CCAMLR entsprechen.

„Die AOA hofft, dass das Engagement Russlands für den Schutz des Weddell-Meers bedeutet, dass Russland auch hinsichtlich der Vorschläge zur Ostantarktis und dem Ross-Meer eine Führungsrolle übernehmen wird“, so Onno Groß weiter.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.

Vollständig geschützte Fangverbotszonen sind Gebiete, die von jeglicher extraktiver Nutzung ausgenommen sind, so auch von jeglicher Fischerei. Vollständig geschützte Fangverbotszonen bieten den größtmöglichen Schutz für alle Bestandteile des Meeresökosystems.

Meeresschutzgebiete (MSG) sind Gebiete, in denen bestimmte Aktivitäten nur begrenzt gestattet oder vollständig untersagt sind, um festgelegte Ziele im Bereich Umweltschutz, Schutz von Lebensräumen bzw. Fischereimanagement zu erreichen.

Hafenkooperation statt Flussvertiefungen!

geladenes Frachtschiff läuft in Hafen ein, um gelöscht zu werden

© Julius_Silver / Pixabay

Verschiedene Umweltverbände stellen sich gegen geplante Flussvertiefungen und Veränderungen an Häfen, da diese nicht notwendig wären, wenn die norddeutschen Hafenstädte kooperieren würden und ein tiefgangabhängiges Logistikkonzept ausgearbeitet würde, wodurch die Standorte nicht um die selben Schiffe konkurrieren müssten. Eine Kooperation zwischen Hamburg, Bremen und Niedersachsen würde folglich sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile mit sich bringen. Flussvertiefungen, wie zum Beispiel die bereits erfolgten acht Elbvertiefungen, führen das Risiko mit sich, dass Flüsse in Dürresommern austrocknen oder sehr wenig Wasser führen. Dabei werden Dürresommer aufgrund der Erderwärmung immer wahrscheinlicher, weshalb eine Elbvertiefungen gerade jetzt die falsche Maßnahme ist.

Den Artikel Hafenkooperation statt Flussvertiefungen! vom 08.04.2013 findet ihr auf der Seite des WWF.

Mehr zum Thema findet ihr in der Pressemitteilung Weltwassertag: NABU fordert Gewässerpolitik von der Quelle bis zum Meer des NABU.

UPDATE: 2019 wurde unter Bundesverkehrsminister Scheuer trotz großen Widerstands vonseiten verschiedener Umweltverbände mit der 9. Elbvertiefung begonnen.

//